Frankfurt a.M. (epd). Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) reagiert zurückhaltend auf Pläne Ankaras zur Gründung von Auslandsschulen in Deutschland. Aus seiner Sicht wäre es besser, Türkisch als Fremdsprache in den deutschen Schulunterricht zu integrieren, sagte der Vorsitzende des Vereins, Gökay Sofouglu, am Samstag dem Deutschlandfunk. Von Auslandsschulen in drei großen Städten würden nur wenige Kinder profitieren.
Sofouglu forderte zugleich die Landesregierungen auf, sicherzustellen, dass solche türkischen Schulen in Deutschland unabhängig seien. "Das ist auf jeden Fall wichtig, dass die Schulen unabhängig sind, nicht nur von Ankara, sondern auch von irgendwelchen Ideologien", sagte er. Es müsse geprüft werden, "mit welchen Inhalten diese ganzen Schulen jetzt ausgestattet werden". Insgesamt sehe er das aber gelassen, es gebe schließlich auch "viele andere Schulen", beispielsweise 30 russische.
Die Bundesregierung verhandelt derzeit mit der Türkei über ein Abkommen zur Gründung dreier türkischer Schulen in Deutschland. Als Standorte sind Berlin, Köln und Frankfurt am Main im Gespräch. Ebenso wie andere Staaten darf die Türkei nicht selbst als Schulträger in Erscheinung treten. Diese Rolle müssen private Vereine übernehmen, die dafür nach den Landesschulgesetzen in Frage kommen. Deutschland hat nach Auskunft des Auswärtigen Amts mit mehr als 20 Staaten Bildungsabkommen, die den Betrieb ausländischer Schulen ermöglichen.
Der Integrationsforscher Yunus Ulusoy betonte in einem Interview der "Welt", türkische Schulen könnten eine Chance für diejenigen sein, die in deutschen Einrichtungen möglicherweise benachteiligt sind. "Vielleicht tragen diese Schulen auch dazu bei, dass manche Kinder Chancen bekommen, die sie im deutschen Schulsystem nicht bekommen hätten", sagte der an der Universität Duisburg-Essen tätige Integrationsforscher. Sie könnten zum Beispiel für Eltern sinnvoll sein, die das Gefühl hätten, ihre Kinder bekämen Schulzuweisungen, die nicht den Fähigkeiten entsprechen.
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