Er hält ein gemeinsames Abendmahl theologisch für möglich. Beim Mahl mit Jesus gebe Gott, ohne dafür etwas wiederzuverlangen, schreibt Wucherpfennig. Menschen könnten diese "Gottes-Nahrung" nicht geben. "Das bedeutet aber auch, dass keine Kirche alleinige Macht über diese Speise beanspruchen kann", schreibt er. Das Brot vom Himmel könne auch niemand billig abgreifen. Es sei ein Geschenk: "Gottes kostbare Gemeinschaft gratis für alle, die sie annehmen", heißt es weiter in dem Kommentar.
Ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten ist eine zentrale Frage der Ökumene. Ein kürzlich veröffentlichtes Arbeitspapier des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen kommt zu dem Schluss, dass es keine theologischen Gründe gibt, die jeweils andere Konfession vom Abendmahl auszuschließen. Die Theologinnen und Theologen sprechen sich daher für eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl der jeweils anderen Konfession aus - ein Schritt hin zu einer gemeinsamen Abendmahlsfeier.
Der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Ansgar Wucherpfennig, war im Herbst 2018 in die Schlagzeilen geraten, weil ihm der Vatikan wegen seiner liberalen Lehren eine Unbedenklichkeitserklärung nach seiner Wiederwahl zum Rektor verweigert hatte. Er hatte sich in Zeitungsinterviews positiv zur Frage des Diakonats der Frau und zur Segnung homosexueller Paare geäußert. Der Vatikan hatte ihm schließlich doch im November 2018 das "Nihil obstat" gegeben. So konnte Wucherpfennig Rektor der Hochschule bleiben. Er lehrt auch als Professor für Neues Testament.