Köln (epd). Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hält den Hunger in der Welt im kommenden Jahrzehnt für besiegbar. "Das Potenzial des Planeten ist vorhanden", sagte Müller in einem am Samstag ausgestrahlten Interview des Deutschlandfunks. Es bestehe die Möglichkeit, alle Menschen satt zu machen - wenn die Weltgemeinschaft das Ziel im Schulterschluss verfolge.
In den vergangenen 20 Jahren sei die Zahl der Hungernden um 200 Millionen zurückgegangen, sagte Müller. Aber nun gebe es ein Alarmsignal, seit 2015 stiegen die Zahlen wieder. "Das kann uns nicht ruhig schlafen lassen, denn Hunger ist Mord." Laut Welthunger-Index (WHI) liegt die Zahl der Hungernden bei rund 822 Millionen Menschen.
Die G7 der sieben großen Industriestaaten habe das Versprechen abgegeben, bis 2030 eine halbe Milliarde Menschen aus dem Hunger herauszuführen, erklärte Müller. Um den Hunger zu besiegen wären nach wissenschaftlichen Berechnungen bis dahin zusätzlich circa 25 Milliarden Investitionen notwendig, sagte der Minister. "Das ist eine hohe, große Zahl, aber ich stelle sie mal in Relation. Die USA haben dieses Jahr allein - allein den Rüstungsetat und allein die USA - um 55 Milliarden erhöht. Also: Es fehlt der politische Wille, diese Ziele gemeinsam in der Welt umzusetzen."
Dabei sei Hunger etwa durch Erneuerungen und Investitionen in der Landwirtschaft begrenzbar und besiegbar. "Es gibt doch kein größeres Ziel, als diesen Skandal zu beenden, dass beispielsweise am heutigen Tag 10.000 Kinder sterben", betonte Müller. Das müsse im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab Mitte 2020 neu aufgegriffen werden. "Das muss das Ziel, das gemeinsame EU-Ratsziel für die nächsten zehn Jahre sein, Hungerbekämpfung und Klimaschutz in Entwicklungsländern zum Schwerpunkt der europäischen Entwicklungspolitik zu machen."
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