18.000 Menschen feiern Vesper vor der Dresdner Frauenkirche

Evangelische Kreuzkirche in Dresden (Archivbild).
epd-bild/Matthias Rietschel
Evangelische Kreuzkirche in Dresden (Archivbild).
18.000 Menschen feiern Vesper vor der Dresdner Frauenkirche
Appelle von Kirchen und Politik für ein friedvolles und respektvolles Miteinander
Auch in diesem Jahr stimmen sich fast 20.000 Menschen einen Tag vor Heiligabend vor der Dresdner Frauenkirche auf Weihnachten ein. Die Redner bei der traditionellen Weihnachtlichen Vesper rufen zu Frieden und Versöhnung auf.

Dresden (epd). Rund 18.000 Menschen haben sich am Montag vor der Dresdner Frauenkirche zur traditionellen Weihnachtlichen Vesper versammelt. In seiner Predigt rief der frühere sächsische Landesbischof Jochen Bohl zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander auf. Zugleich beklagte er das "Wiedererwachen des Antisemitismus". Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) appellierte, gemeinsam am gesellschaftlichen Frieden zu arbeiten. Denen, die Hass und Hetze verbreiteten, müsse entgegengetreten werden, sagte er in seiner Ansprache.

Die Vesper fand zum 27. Mal vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt statt. Erstmals wurde sie 1993 noch während des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Kirche auf der Baustelle gefeiert. Die Veranstaltung gilt als der größte regelmäßig stattfindende Open-Air-Gottesdienst in Deutschland.

Zu Weihnachten gehe es um Frieden auf Erden, mahnte Bohl in seiner Predigt. Jeder habe die Aufgabe, "mit den eigenen Gaben und Möglichkeiten beizutragen, dass Frieden wird". In Deutschland hätten sich indes Gegensätze aufgetan, gepaart mit Demokratieverdrossenheit, hasserfülltem Reden und politisch motivierten Gewalttaten. "Wie konnte es nur so weit kommen", fragte der evangelische Geistliche und fügte hinzu: "Haben wir denn unsere Lektion nicht gelernt in den langen Jahren, als die Frauenkirche in Trümmern lag?"

Bohl betonte: "Wir wissen doch, wie und womit das Unheil begann." Menschen seien dem Wahn verfallen, auf andere herabzusehen und sich selbst zu erhöhen. In ihrer Verblendung hätten die Nationalsozialisten zur Gewalt griffen, erst gegen die Juden, dann die Völker Europas mit Krieg überzogen. Als die Frauenkirche 2005 nach dem Wiederaufbau geweiht wurde, hätten Christen und Juden gemeinsam gebetet und sich versprochen, unter dem Motto "Nein, nie wieder" gemeinsam gegen den Hass zu stehen, erinnerte Bohl.

Ministerpräsident Kretschmer mahnte, keiner dürfe Reden mit rassistischem Inhalt schweigend zuhören. "Frieden beginnt im Kleinen und Konkreten", sagte der Dresdner Regierungschef. Für ein gutes Miteinander brauche es Respekt und Anstand. "Unsere Haltung bestimmt, wie gut und friedlich wir miteinander leben", betonte Kretschmer.

Musikalisch gestaltet wurde die Vesper vom Kammerchor der Frauenkirche, dem Blechbläserensemble Ludwig Güttler sowie von der Sächsischen Posaunenmission und von Gesangssolisten. Die Gesamtleitung hatte der Dresdner Trompeter und Dirigent Ludwig Güttler.

Veranstalter des Open-Air-Gottesdienstes war wieder die Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden in Kooperation mit der Stiftung Frauenkirche Dresden. Im vergangenen Jahr waren 19.000 Menschen zum vorweihnachtlichen Gottesdienst auf den Neumarkt gekommen.