Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zurückhaltend auf Appelle zur Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Kinder aus Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln reagiert. In einer Befragung der Bundesregierung antwortete sie am Mittwoch im Bundestag in Berlin auf die Frage der Grünen-Abgeordneten Luise Amtsberg, Deutschland habe eine ganze Reihe an humanitären Gesten gezeigt, müsse aber auch andere europäische Länder überzeugen, dass sie sich beteiligen. Sie habe ihre europäischen Kollegen darauf hingewiesen, dass dies nicht nur ein deutsches Problem sei, betonte Merkel. "Wenn Europa ein Europa der Werte ist, sind auch andere mitgefordert." Sie fügte hinzu, dass derzeit Gespräche zu dem Thema geführt würden: "Es gibt noch keine Entscheidung."
Menschenrechtler prangern schon seit Jahren eine verheerende Lage in Flüchtlingscamps in Griechenland an. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Lagern auf den Inseln Lesbos, Samos und Kos mehr als 4.400 unbegleitete Kinder "von denen nur jedes vierte altersgerecht untergebracht ist". Demnach sind etwa 500 Kinder mit fremden Erwachsenen in einem großen Lagerzelt im berüchtigten Moria-Camp auf Lesbos untergebracht. Auf Samos wechselten sich mehr als ein Dutzend unbegleiteter Mädchen ab, um in einem kleinen Container zu schlafen, während andere Kinder gezwungen seien, auf Containerdächern zu übernachten. UNHCR nennt diese Bedingungen "äußerst riskant" und appelliert an die europäischen Staaten, die Kinder zügig umzusiedeln.