Bremerhaven (epd). Die internationale "Mosaic"-Expedition zur Erforschung des Klimasystems in der zentralen Arktis startet in ihre zweite Phase. Derzeit werden wissenschaftliches Team und Schiffscrew des Eisbrechers "Polarstern" ausgetauscht, wie das federführende Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven am Montag mitteilte. "Das neue Team sieht nun der dunkelsten und kältesten Forschungsperiode entgegen: dem bislang unerforschten arktischen Winter."
"Mosaic" steht für "Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate": Die "Polarstern" hat sich dafür auf einer etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer messenden Scholle festfrieren lassen und driftet seit Oktober auf dem Eis durch die Arktis, bislang auf einer Strecke von rund 200 Kilometern. Durch den Zick-Zack-Kurs der Drift beträgt die tatsächlich zurückgelegte Strecke 720 Kilometer.
Im Laufe eines Jahres wollen im Wechsel etwa 300 Wissenschaftler aus 16 Ländern an Bord sein. Mit der spektakulären Expedition erforschen sie zum ersten Mal das gesamte Klimasystem in der Zentralarktis. Das Budget dafür beträgt den Angaben zufolge rund 140 Millionen Euro.
Es sei die bislang größte wissenschaftliche Expedition dieser Art, hieß es. Das erste Team hatte in den zurückliegenden Wochen unter anderem mit Stürmen und haushoch aufgetürmten Gebirgen aus Eis zu kämpfen. "Das Eis ist mit unter einem Meter ungewöhnlich dünn, sehr dynamisch und in ständiger Bewegung", bilanzierte "Mosaic"-Expeditionsleiter Markus Rex. "Wir haben uns an diese Eisdynamik gut angepasst und konnten praktisch durchgehend die so dringend benötigten Daten aus dieser Region messen."
Nun übernimmt der Meereisgeophysiker Christian Haas die Leitung der Expedition. "Besonders gespannt bin ich, ob es weiterhin zu Warmlufteinbrüchen in die Zentralarktis kommt, wie wir sie in den vergangenen Jahren im Dezember und Januar beobachtet haben, und ob diese sogar zu Regen am Nordpol im Winter führen können", sagte der Wissenschaftler. Er ist zusammen mit anderen Team- und Crew-Mitgliedern an Bord des russischen Versorgungs-Eisbrechers "Kapitan Dranitsyn" zur "Polarstern" gekommen.
Das Schiff hat auch Fracht in die Arktis gebracht, darunter Weihnachtsgeschenke. Die Teilnehmer des ersten Fahrtabschnitts hingegen freuen sich nun, ihre Familien und Freunde wiederzusehen, wie Markus Rex erzählte - und das Tageslicht.
Die neue Crew erhebt wie das nun scheidende Team Daten in den fünf Teilbereichen Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Biogeochemie. So wollen sie den Wechselwirkungen auf die Spur kommen, die das arktische Klima und das Leben im Nordpolarmeer prägen. Zu diesem Zweck überwintern sie in einer Region, die in der Polarnacht nahezu unerreichbar ist. Allein die Naturgewalt der Eisdrift bietet ihnen diese Chance.