Kassel (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat die Bundesregierung zu mehr Engagement für den Frieden aufgerufen. Wenn heute von mehr internationaler Verantwortung die Rede sei, könne es nicht um mehr militärische Verantwortung, sondern allein um mehr Friedensverantwortung gehen, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) laut Redemanuskript zum Auftakt des 26. internationalen Friedensratschlags am Samstag in Kassel.
Zugleich wies Käßmann Forderungen des US-Präsidenten Donald Trump zurück, die Nato-Mitgliedsstaaten sollten ihre Militärausgaben auf jeweils zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung erhöhen. Mehr Rüstung bringe nicht mehr Frieden, sondern mache den Krieg wahrscheinlicher, sagte die Theologin.
Käßmann, die sich dazu bekannte, Mitglied der pazifistischen Organisation "Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner" zu sein, wies darauf hin, dass im Zeitalter von Drohnen und Massenvernichtungswaffen niemand mehr Krieg als ein Werkzeug Gottes sehen könne.
Die Theologin kritisierte zudem scharf die deutschen Rüstungsexporte. "Wir können nicht die Kriege dieser Welt beklagen und gleichzeitig an ihnen verdienen", gab sie zu bedenken. Aufgabe aller Religionen sei es, die Menschen zum Frieden zu rufen. Dass die Worte Jesu von der Feindesliebe eine ungeheure Wirkung entfalten können, erlebe sie auch heute noch, sagte sie.
Auf dem bis Sonntagmittag dauernden 26. Friedensratschlag treffen sich seit 1994 jährlich Teilnehmer von etwa 150 Friedensinitiativen und Organisationen, die sich einer Politik für den Frieden verpflichtet sehen. Das Treffen wird vom Bundesausschuss Friedensratschlag veranstaltet.