Pozzallo, Rom (epd). Knapp eine Woche nach ihrer Rettung aus dem Mittelmeer haben rund 120 Flüchtlinge sichere Häfen in Italien erreicht. 61 von der "Alan Kurdi" aufgenommene Migranten gingen am Mittwoch in Messina an Land, nachdem das Schiff noch in der Nacht in dem sizilianischen Hafen angelegt hatte. Auch die "Ocean Viking" mit 60 Flüchtlingen an Bord bekam in der Nacht die Genehmigung, die Geretteten in Italien an Land zu bringen. Sie fuhr in den Hafen des südsizilianischen Städtchens Pozzallo ein, wo die Menschen am Vormittag das Schiff verlassen konnten.
"Die Sicherheit und Gesundheit der Geretteten hätte ohne einen solchen, sicheren Hafen nicht weiter gewährleistet werden können", betonte die Organisation Sea-Eye, die die "Alan Kurdi" betreibt. Die Crew des Schiffes hatte am Donnerstag vergangener Woche insgesamt 84 Menschen aus Seenot gerettet. 23 der Migranten waren bereits als medizinische Notfälle von der italienischen Küstenwache an Land gebracht worden. "Die Geretteten haben unseren Crewmitgliedern von Fluchterfahrungen berichtet, die auch uns an Land schlaflose Nächte besorgten", erklärte Sea-Eye-Vorsitzender Gordon Isler. Die Retter vertrauten Europa nun "84 hoffnungsvolle und verletzte Seelen an".
Auf der "Ocean Viking" feierten Mannschaft und Gerettete um Mitternacht die frohe Botschaft, einen sicheren Hafen in Europa anlaufen zu dürfen. Der Einsatzleiter von SOS Méditerranée, Nicholas Romaniuk, sagte dem epd an Bord, er sei froh, dass die Menschen relativ schnell an Land gebracht werden könnten. In der Vergangenheit hatte die "Ocean Viking" wie auch andere Rettungsschiffe immer wieder tage- oder wochenlang auf die Erlaubnis zum Anlanden warten müssen. Die "Ocean Viking", die SOS Méditerranée gemeinsam mit "Ärzte ohne Grenzen" betreibt, hatte die Flüchtlinge - ebenfalls am vergangenen Donnerstag - aus einem treibenden Holzboot rund 60 Seemeilen vor der libyschen Küste geborgen.
Das italienische Innenministerium hatte am späten Dienstagabend mitgeteilt, die EU-Kommission habe einen Verteilmechanismus für die 121 Menschen aktiviert. Mehrere europäische Länder, darunter Deutschland und Frankreich, hätten sich zur Aufnahme eines Teils der Migranten bereiterklärt.
Die der Anlandung vorausgegangene dramatische Situation auf der "Alan Kurdi" zeige, wie dringlich es sei, dass die europäischen Staaten sich endlich auf einen schnell abrufbaren Verteilungsmechanismus einigten, bekräftigte am Mittwoch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Er zeigte sich erleichtert, dass endlich eine Lösung für die Geretteten gefunden worden sei.
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