Zu als antidemokratisch eingeschätzten Schriften von vor mehr als 25 Jahren sagte Carsten Rentzing nach seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Amt: "Jeder nationale Geist, der sich selbst erhebt, der andere abwertet, widerspricht dem Geiste meines Herrn Jesus Christus". Er habe über die Texte aus seiner Studentenzeit nie erzählt, weil er das Alte als vergangen angesehen habe.
Es sei so der Eindruck entstanden, er habe Weiteres verschweigen wollen. Schon lange sei man auf der "Suche nach einem Angelhaken" in seinem Leben gewesen. "Man hat gesucht und schließlich hat man gefunden", sagte Rentzing. Zugleich räumte er ein, dass seine damaligen, schriftlich dargelegten Gedanken antidemokratisch waren. Er habe aber nicht zerstören, sondern verbessern wollen.
Seine eigene Tochter zitierte er mit den Worten, dass es "Rufmord und Verleumdung" gegen ihn gegeben habe. Er habe die Rücktritts-Entscheidung allein getroffen und sei von niemandem gezwungen worden. Er habe seiner Kirche weitere Diskussionen um seine Person ersparen wollen.
Bischof Meister: "Es braucht guten Willen und Geduld"
Zuvor war Rentzing in der Dresdner Martin-Luther-Kirche vom hannoverschen Landesbischof Ralf Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, offiziell entpflichtet und verabschiedet worden. Meister rief in seiner Predigt zu Vergebung und Versöhnung auf. Dies meine nicht, "die Wiederherstellung des Alten", sondern dass etwas Neues entstehe, "was vor dem Konflikt nicht zu denken war", sagte Meister in Anspielung auf die Debatte um frühere rechtskonservative Äußerungen von Rentzing. Dafür brauche es Arbeit, guten Willen und Geduld. Christlicher Glaube entspringe aus der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Es gelte, die Wahrheit zu suchen, nicht den Verdacht zu pflegen.
Der 52-jährige Carsten Rentzing hatte sein Bischofsamt am 11. Oktober zur Verfügung gestellt. Hintergrund sind von ihm als Student verfasste Texte, die das sächsische Landeskirchenamt als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" einstufte.
Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens nahm im Anschluss ihre viertägigen Beratungen in der Dresdner Dreikönigskirche aufnehmen. Die Wahl einer neuen Landesbischöfin oder eines Landesbischofs ist auf einer Sondersynode am 29. Februar und 1. März 2020 geplant. Rentzing war 2015 zum Landesbischof gewählt worden. Ob er in der Landeskirche eine andere Aufgabe übernimmt, ist noch offen.