Berlin (epd). Auf der diesjährigen Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollen das Thema Frieden und der Umgang der Kirche mit der Missbrauchsproblematik im Mittelpunkt stehen. Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, sagte am Montag in Berlin, denkbar sei aber auch, dass die Teilnehmer nach dem Rücktritt des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing über rechte Tendenzen in Kirche und Gesellschaft sprechen wollten. Auf der Tagesordnung stehe das Thema aber nicht.
Schwaetzer verwies darauf, dass sich die sächsische Landessynode, die wenige Tage nach der EKD-Synode stattfindet, intensiv mit dem Thema beschäftigen werde. Hintergrund sind von Rentzing als Student verfasste Texte, die das Landeskirchenamt als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" eingestuft hatte. Sie waren am 12. Oktober, einen Tag nach seinem Rücktritt, öffentlich bekanntgeworden.
Die Synode der EKD kommt vom 10. bis 13. November zu ihrer Jahrestagung in Dresden zusammen. Unter dem Leitwort "Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens" soll über friedensethische Fragen gesprochen und eine Positionierung der Synode beschlossen werden angesichts neuer Formen der Kriegsführung und der Aufkündigung internationaler Abkommen.
Es soll zugleich um den sozialen Frieden im eigenen Land gehen. Nicht nur international, auch innerhalb der Gesellschaft sei die Situation zunehmend ernst, sagte Schwaetzer: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Gewalttätigkeit zunimmt." Auf der Synode werde darüber beraten werden, was die Kirche für den Zusammenhalt tun und wie sie Hass entgegenwirken könne. Strategien der Gewaltfreiheit stünden dabei im Zentrum der kirchlichen Debatte. Mit Zeitzeugen soll auch an die friedliche Revolution in der DDR vor 30 Jahren erinnert werden.
Auf der Tagesordnung stehen außerdem die Beteiligung junger Menschen, Haushaltsberatungen und sexualisierte Gewalt in der Kirche. Schwaetzer zufolge ist geplant, ein Gesetz zu verabschieden, dass eine Art Quote für junge Erwachsene in der EKD-Synode vorsieht. Sie sollen volles Stimm- und Wahlrecht erhalten und wären damit an wichtigen Entscheidungen beteiligt.
Zur Missbrauchsproblematik wird der von der EKD vor gut einem Jahr eingesetzte Beauftragtenrat dem Plenum darüber Bericht erstatten, was seit der letzten Synodentagung im November 2018 geschehen ist. Außerdem werden der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und eine Betroffene als Redner bzw. Rednerin erwartet. Betroffene werden Schwaetzer zufolge auch an den Arbeitsgruppen teilnehmen, die zu dem Thema geplant seien.
Sie könne sich daher gut vorstellen, dass auf der Synode Forderungen nach Entschädigungszahlungen laut würden, sagte Schwaetzer. Bisher leisten die evangelischen Kirchen sogenannte Unterstützungs- und Anerkennungszahlungen je nach der individuellen Lebenslage der Betroffenen. Sie halte dies auch weiterhin für den richtigen Weg, sagte Schwaetzer.
Die Synode ist das Parlament der EKD. Die 120 Mitglieder werden für eine Amtszeit von sechs Jahren von den Landeskirchen entsandt und durch den Rat der EKD berufen. Sie beschließen den Haushalt der EKD und Gesetze, die die Organisation der Institution betreffen.