Berlin, São Paulo (epd). Ein indianischer Landwächter ist im Amazonas-Regenwald in Brasilien von illegal tätigen Holzfällern erschossen worden. Der 26-jährige Paulo Paulino Guajajara war Mitglied der "Wächter Amazoniens", die im Indianer-Schutzgebiet Arariboia im Osten des Amazonas-Regenwaldes patrouillierten, wie die Organisation Survival International am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Ein weiterer Landverteidiger wurde den Angaben zufolge angeschossen, konnte aber entkommen. Die beiden seien von fünf Holzfällern angegriffen worden, die sofort das Feuer eröffnet hätten, hieß es. Die Ureinwohner vom Volk der Guajajara waren mit Pfeil und Bogen unterwegs.
Die brasilianische Bundespolizei bestätigte den Mord und erklärte, ein Team sei zur Untersuchung des Falls entsandt worden. Justizminister Sergio Moro sagte laut Medienberichten, es sei "wichtig, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen". Die Indianerbehörde Funai drückte ihr tiefstes Bedauern aus und bot technische Hilfe an.
Der katholische Indianermissionsrat machte die Politik von Präsident Jair Bolsonaro für die Zunahme der Gewalt in den indigenen Schutzgebieten verantwortlich. Die Ureinwohner könnten sich heute nicht mehr frei auf ihrem eigenen Land bewegen, erklärte der Rat. Durch Budgetkürzungen bei der Indianerbehörde gibt es fast keine Patrouillen mehr. Illegales Eindringen in die Schutzgebiete wird kaum geahndet. Nach Angaben des Missionsrates wurden von Januar bis September 160 Fälle von illegalem Eindringen in Schutzgebiete gezählt.
Die Guajajara sind mit rund 20.000 Menschen eines der größten indigenen Völker, die im Amazonas-Regenwald leben. Das Schutzgebiet Arariboia wurde 1990 ausgewiesen und umfasst rund 413.000 Hektar. Im Innern leben noch unkontaktierte Völker wie die Awá-Guajá. Seit etwa sieben Jahren patrouillieren die "Wächter Amazoniens", um ihr Land zu schützen.