Rassistische Einstellungen und Fremdenhass seien auch nicht "in der Mitte angekommen", wie es nach dem antisemitischen Anschlag in Halle geheißen habe: "Sie waren nie weg. Und sie kommen wieder an die Oberfläche und reißen andere in ihre Dummheit und ihren Wahn."
Es gebe heute keinen selbstverständlichen und allen geläufigen Wertekanon mehr. Das gelte gleichermaßen für die Erinnerungen "an Untaten und Gräuel unserer Vorfahren", betonte Meister laut Predigtmanuskript. Gleichzeitig müssten aber auch die Geschichten von Befreiung und Trost sowie von Errettung und Heilung erzählt werden. Kinder und Enkel müssten von der christlichen Hoffnung erfahren.
"Wir brauchen eine Gewissheit zum Guten"
Jeder wisse, dass er mit großer Sympathie den Aufstand der Generation "Fridays for Future" begleite, sagte Meister, der als Leitender Bischof die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) repräsentiert: "Doch zugleich brauchen wir eine Gewissheit zum Guten." Das Votum der jungen schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg "I want you to panic" habe wachgerüttelt, aber: "Aus Panik und Angst können wir keine Haltung einnehmen, um die Zukunft zu gestalten." Nötig sei ein Lehrstück guter Hoffnung.
Der Reformationstag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen gegen Missstände in der mittelalterlichen Kirche durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517. Er ist gesetzlicher Feiertag in den neun Bundesländern Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.