Ein zwölfjähriger Bub aus dem Raum Landshut soll Opfer eines schweren sexuellen Missbrauchs geworden sein. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes sollen fünf jeweils 13-jährige Jungen den Buben während eines Konfirmandenausflugs sexuell misshandelt haben. Die Tat ereignete sich laut Polizei Anfang August bei einem Aufenthalt der Gruppe auf der Ferieninsel Lindenbichl (Kreis Weilheim-Schongau) der Evangelischen Jugend.
Die fünf Kinder sollen während einer Mittagspause im Zelt an dem Zwölfjährigen sexuelle Handlungen vorgenommen haben. Bekannt wurde die Tat einen Tag später, als eine ehrenamtliche Betreuerin der Gruppe auffällige Gespräche der Kinder mitbekam. Die Landshuter wurden von vier erwachsenen und einem jugendlichen Ehrenamtlichen aus ihren Heimatgemeinden begleitet und betreut. Diese Betreuer meldeten den Vorfall dann tags darauf Mitarbeitern der Ferieninsel Lindenbichl.
Während die Polizei den Fall als "schweren sexuellen Missbrauch" einstuft, spricht der Weilheimer Dekan Jörg Hammerbacher von "sexualisierter Gewalt unter Kindern". Die Kriminalpolizei Landshut und Garmisch-Partenkirchen ermitteln derzeit noch. Laut Staatsanwaltschaft hat die Tat aber keine strafrechtliche Relevanz. "Wer noch nicht 14 Jahre alt ist, ist schuldunfähig", sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Der Vorfall werde an das Jugendamt weitergeleitet.
Runder Tisch für betroffene Eltern geplant
Der Weilheimer Dekan Jörg Hammerbacher, in dessen Bereich die Ferieninsel Lindenbichl am Staffelsee liegt, sagte, man habe in diesem Fall "äußerst sensibel" reagieren müssen, um eine Retraumatisierung des Opfers zu verhindern. "Wir müssen zuerst an das Opfer denken, dann an die Kinder, die alle im lokalen Kontext schnell zu identifizieren sind", sagte Hammerbacher. Wie die Eltern sei auch er einen Tag nach Bekanntwerden der Tat über den Vorfall informiert worden. Die Eltern des Opfers hätten nach einem Tag Bedenkzeit entschieden, die Polizei einzuschalten. "Weil es sich um ein minderjähriges Kind handelte, mussten wir das mit den Eltern absprechen", erläuterte Hammerbacher. Drei Tage nach der Tat sei er mit den Opfer-Eltern zur Polizei gegangen, um Anzeige zu erstatten. Die Eltern der Beschuldigten wurden aufgefordert, sie aus Lindenbichl abzuholen. Das Opfer und die Beschuldigten waren auf dem Zeltlager in unterschiedlichen Zelten untergebracht.
Der Landshuter Dekan Siegfried Stelzner hat nach eigenen Angaben Kontakt zur Familie des betroffenen Jungen aufgenommen. Am Tag der Rückkehr nach Landshut habe er mit den Eltern gesprochen und seine Unterstützung zugesagt. Er habe veranlasst, dass die Beauftragte für sexuellen Missbrauch von der Jugendhilfe des Diakonischen Werks die Familie begleite. Es sei außerdem über therapeutische Hilfsangebote der evangelischen Kirche informiert worden, erläuterte der Landshuter Dekan. Außerdem sei ein Runder Tisch für alle betroffenen Eltern geplant sei. Man wolle vermeiden, dass es zu belastenden Begegnungen komme. "Von Opfer- und Täterseite werden aber unterschiedliche Erwartungen an eine gemeinsame Zukunft gestellt, so dass dieses Gesprächsangebot bisher nicht realisiert werden konnte." Letztlich habe man sich zudem entschlossen, den Vorfall öffentlich zu machen. "Bevor die Gerüchteküche weiter brodelt, haben wir uns für Transparenz entschieden", erklärte Stelzner.
Die Insel Lindenbichl ist eine Ferieneinrichtung der evangelischen Dekanatsjugend Weilheim mit überregionaler Bedeutung. Anfang August dieses Jahres zelteten dort gleichzeitig 340 Kinder und Jugendliche. Die Betreuung der Gruppen übernehmen Ehrenamtliche oder auch Mitarbeiter aus den jeweiligen Kirchengemeinden. Die Landshuter Gruppe war mit 27 Kindern dort. Lindenbichl bietet quasi die Infrastruktur für solche Freizeiten vor Ort an, die Aufsicht und die inhaltliche Arbeit übernehmen die Gruppen selbst.