Maputo (epd). Eine Wahl mit offenem Ausgang: An diesem Dienstag sind rund 12,7 Millionen Mosambikaner aufgerufen, einen Präsidenten und die Abgeordneten von Nationalparlament und zehn Provinzparlamenten zu bestimmen. Der langjährigen einst marxistischen Regierungspartei droht Beobachtern zufolge der Verlust ihrer Mehrheit. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, Tausende Beobachter aus dem In- und Ausland sollen für Transparenz sorgen. Die Wahlen sind ein Belastungstest für den Frieden, den die einstigen Bürgerkriegsparteien Mosambikanische Befreiungsfront (Frelimo) und der Nationale Widerstand (Renamo) im August unterzeichnet hatten.
Die Nationale Wahlkommission CNE erklärte am Wochenende, die Vorbereitungen seien abgeschlossen. Polizisten würden am Wahltag in den mehr als 20.500 Wahlbüros für Sicherheit sorgen. In den schwer zugänglichen Gebieten in Zentral- und Nordmosambik, über die im Frühjahr zwei Zyklone hinweggefegt waren, würden Hubschrauber eingesetzt, um Wahlaufsicht und Materialien zu transportieren. 19.000 nationale und mehr als 300 internationale Beobachter, darunter mehr als 150 Entsandte der EU-Wahlbeobachtermission, sollen landesweit darüber wachen, ob die Wahlen korrekt ablaufen.
Insgesamt treten 26 Parteien an, vier davon haben einen Kandidaten für die Präsidentschaft aufgestellt. Als Favorit gilt Amtsinhaber Filipe Jacinto Nyusi (60) von der Frelimo, die seit der Unabhängigkeit 1975 an der Macht ist. Aber viele Faktoren sind schwer einzuschätzen: Der Ruf der Frelimo hat zuletzt unter einem Milliardenskandal um heimliche Schulden und Bestechungsgelder gelitten. Rund ein Viertel der Stimmberechtigten wählt zum ersten Mal. Mangels verlässlicher Meinungsumfragen ist die Haltung der Jungen schwer einzuschätzen. Und es ist die erste Präsidentschaftswahl ohne den langjährigen Vorsitzenden der konservativen Renamo, Afonso Dhlakama.
Dhlakama starb 2018 nach fast 40 Jahren im Amt, und es ist unklar, ob sein Nachfolger Ossufo Momade (58) die Renamo-Anhänger in derselben Weise mobilisieren kann. Die Demokratische Bewegung Mosambiks (MDM) des Bürgermeisters von Beira, Daviz Simango (55), könnte wichtige Stimmanteile auf sich ziehen. Kommt Nyusi im ersten Durchgang nicht auf mehr als 50 Prozent der Stimmen, muss eine Stichwahl erfolgen - zum ersten Mal seit Bestehen der Republik. Mit ersten Wahlergebnissen wird im Laufe der Woche gerechnet.
Der Wahlkampf war überschattet worden von tödlichen Unfällen und blutigen Auseinandersetzungen zwischen Gefolgsleuten der verschiedenen Parteien. In der Provinz Gaza wurde vor einer Woche ein leitender Wahlbeobachter erschossen, mutmaßlich von Spezialkräften der Polizei. Außerdem wurden immer wieder Manipulationsvorwürfe laut, die sich gegen eine Überregistrierung in Frelimo-Hochburgen richteten. In Gaza wurden 300.000 Wahlberechtigte mehr registriert, als laut Bevölkerungsstatistik dort leben.