"Ich hoffe auf eine schnelle Klärung innerhalb der Landeskirche, zu der Carsten Rentzing sicher selbst beitragen wird", erklärte Bedford-Strohm am Samstagabend. "Als evangelische Kirche müssen wir uns eindeutig und laut vernehmbar gegen rechtsextremistische Einstellungen positionieren", unterstrich der Ratsvorsitzende.
Zugleich betonte Bedford-Strohm: "Für mich ist auch klar: Konservativ denkende Menschen und ihre Traditionen haben in unserer Kirche selbstverständlich ein Zuhause. Was uns einen muss: Gemeinsam streiten wir gegen Antisemitismus, Rassismus, völkisches Denken und Ausländerfeindlichkeit."
Die sächsische evangelische Kirche erklärte am Wochenende auf ihrer Internetseite: "Die letzten 24 Stunden waren für unsere Landeskirche aufwühlend." Die Rücktrittsankündigung hat auch im Internet unter dem Hashtag #rentzing eine Debatte ausgelöst.
"Unterschiedliche Positionen sind nicht zu einen"
Der Berliner Bischof Markus Dröge äußerte "großen Respekt" vor Rentzings Entscheidung, sein Amt niederzulegen, "weil ihm offenbar deutlich geworden ist, dass die unterschiedlichen theologischen und politischen Positionen in seiner Landeskirche durch seine Person nicht zu einen" seien.
Der 52-jährige Rentzing hatte am Freitagabend überraschend mitgeteilt, dass er sein Amt nach vier Jahren an der Spitze der Landeskirche "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" niederlegen wolle, "um Schaden von meiner Kirche abzuwenden". Zugleich betonte er, Positionen, die er vor 30 Jahren vertreten habe, teile er heute nicht mehr. Bedford-Strohm hatte in einer Erklärung am Freitagabend zunächst "Betroffenheit und großes Bedauern" über die Rücktrittsankündigung bekundet. Diese habe ihn überrascht.
Am Samstag waren dann neue Vorwürfe gegen Rentzing öffentlich geworden. Der evangelische Theologe habe vor längerer Zeit in einer rechtsnationalistischen Redaktionsgruppe für die Zeitschrift "Fragmente" mitgearbeitet und mehrere Texte für das Magazin verfasst, sagte der Leipziger Pfarrer Frank Martin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zeitschrift habe von 1989 bis 1992 bestanden und sich an ein sogenanntes "rechtsintellektuelles Publikum" gerichtet.