Berlin (epd). Der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger geht davon aus, dass die Tat des Attentäters von Halle durch Online-Spiele inspiriert wurde, und fordert eine Ausweitung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) auf Games. Der Mann habe die Tat wie ein solches Spiel inszeniert, sagte der Dozent am Institut für Polizeiwissenschaft der Polizei-Hochschule des Landes Brandenburg der "Welt am Sonntag". "Das bedeutet aber nicht, dass Stephan B. kein Rechtsextremist ist", sagte er: "Im Gegenteil."
Seit Jahren weise er darauf hin, wie wichtig für die rechtsextreme Szene Online-Spiele geworden seien. In ihnen tausche man sich in spielerischer Umgebung über Chat-Funktionen aus, sagte der Cyber-Kriminologe. Sie dienten auch als Rekrutierungsplattformen für Kinder und Jugendliche. "Nur werden diese Risiken von Online-Games kaum gesellschaftlich thematisiert", kritisierte Rüdiger.
In das NetzDG wurden Online-Games, anders als ursprünglich geplant, nicht aufgenommen. Das Gesetz verpflichtet große Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder Youtube, von Usern gemeldete Straftaten zu prüfen und gegebenenfalls innerhalb von 24 Stunden zu löschen. "Bei den meisten Online-Games gibt es nicht einmal eine Meldefunktion", sagte Rüdiger. Er fordert, bei der geplanten Überarbeitung des NetzDG dieses endlich auch auf Online-Spiele auszuweiten.