Genf/New York (epd). Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen haben sich sehr besorgt über die türkische Militäroperation gegen kurdische Kämpfer im Nordosten Syriens geäußert. Die Zivilisten in den betroffenen Gebieten müssten geschützt werden, erklärte der UN-Nothilfekoordinator, Mark Lowcock, laut einer am Donnerstag in Genf verbreiteten Mitteilung. Lowcock wurde noch im Lauf des Donnerstags in der Türkei erwartet, wo er auch mit Regierungsvertretern in Ankara zusammentreffen wollte.
Laut dem Kinderhilfswerk Unicef sind viele Jungen und Mädchen im Nordosten Syriens "in akuter Gefahr, verletzt, getötet oder vertrieben zu werden". Unicef-Chefin Henrietta Fore erklärte in New York, dass eine weitere militärische Eskalation "dramatische Konsequenzen für die Handlungsfähigkeit humanitärer Helfer nach sich ziehen würde". UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" aufgefordert. Der komplexe Konflikt in Syrien müsse politisch gelöst werden.
Die Präsidentin der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, verurteilte den Einmarsch der türkischen Armee in den kurdischen Teil Syriens als "völkerrechtswidrig". Der Krieg werde eine neue Fluchtwelle auslösen und zu mehr Vertreibung, Unterdrückung und Gewalt führen, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Türkei startete die Invasion am Mittwoch, nachdem die USA den Abzug ihrer Truppen aus der Region angekündigt hatten. Die US-Streitkräfte und kurdische Einheiten hatten zusammen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gekämpft. Die Türkei betrachtet die kurdischen Kräfte im Nordosten Syriens als Terroristen, die bekämpft werden müssen. Im Zuge des Syrien-Konflikts hatten kurdische Milizen die Kontrolle über das Gebiet gewonnen.
Der Konflikt in Syrien hatte 2011 mit Protesten gegen Präsident Baschar al-Assad begonnen. Terrorgruppen und Rebellen eroberten weite Teile des Landes. Hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen Menschen sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. Mit Hilfe Russlands drängte Assad seine Gegner in den meisten Gebieten zurück. Auch der Iran wird zu den Verbündeten Assads gezählt. In den Konflikt griffen zudem westliche Staaten wie die USA ein.
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