Berlin (epd). Rund 150 Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen vorgeburtliche Bluttests auf Down-Syndrom als Kassenleistung demonstriert. Sollten die Kosten übernommen werden, würden kaum noch Kinder mit einer Trisomie geboren, da die Eltern das Kind bei einem positiven Testergebnis in den meisten Fällen abtrieben, erklärten die Veranstalter von der Bundesvereinigung Lebenshilfe und dem Verein downsyndromberlin. Der Gemeinsame Bundesausschuss im Gesundheitswesen soll den Angaben zufolge am kommenden Donnerstag darüber entscheiden, ob die Krankenkassen künftig die Kosten für die Gen-Tests tragen.
Zu der Demonstration aufgerufen hatte auch die Aktivistin Natalie Dedreux, die selbst mit dem Down-Syndrom lebt. "Ich will nicht, dass die Krankenkasse das Ganze bezahlt", erklärte die 20-Jährige. "Wenn die schwangeren Frauen sehen, ob das Ungeborene Down-Syndrom hat, dann werden sie sich gegen uns erst mal entscheiden. Ich glaube, die wollen uns nicht haben, weil die Angst haben. Mein Leben mit Down-Syndrom ist cool", sagte die Aktivistin. Eine von ihr gestartete Petition gegen die Bluttests hatten bis Sonntagnachmittag rund 23.000 Menschen unterzeichnet.
Bluttests an Schwangeren, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Auskunft darüber geben, ob das ungeborene Kind eine Form der Trisomie - beispielsweise das Down-Syndrom - hat, sind seit 2012 zugelassen. Sie müssen von Müttern bislang aber privat bezahlt werden.
Seitdem es Verfahren der Pränataldiagnostik gibt, gerieten Eltern von Kindern mit Trisomie unter Rechtfertigungsdruck, kritisierte die Lebenshilfe. Eltern von behinderten Kindern müssten sich seitdem verstärkt Fragen wie "Das hättet ihr doch wissen und verhindern können" stellen. Auch gebe es bei vorgeburtlichen Bluttests eine zu hohe Fehlerquote. Etwa jedes fünfte Ergebnis sei fehlerhaft, hieß es.