Berlin (epd). Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" hat die Bundesregierung zu mehr Einsatz beim Schutz indigener Völker aufgefordert. Deren Lebensraum sei weltweit durch Wirtschaftsinteressen bedroht, erklärte "Brot für die Welt"-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Montag in Berlin. Sie verwies darauf, dass Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen haben, die Ratifikation der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) "anzustreben". Dies sei das einzige internationale Abkommen, dass die Rechte indigener Völker verbindlich regele. Wie eine Außenamtssprecherin in Berlin sagte, ist die Ressortabstimmung unter den zuständigen Ministerien dazu noch im Gange.
Laut der Konvention müssen indigene Völker angehört werden, wenn auf ihrem Gebiet Rohstoffe ausgebeutet werden. Ferner müssen sie an Nutzung, Bewirtschaftung und Erhalt dieser Ressourcen beteiligt werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit 370 Millionen Indigene mit 5.000 verschiedenen Kulturen in etwa 90 Staaten leben. Sie machen fünf Prozent der Weltbevölkerung aus. Der 9. August ist seit einem Beschluss der UN-Generalversammlung im Jahr 1994 der Tag der indigenen Völker.
Das neue Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten, darunter Brasilien, verschärfe den Druck auf die indigene Bevölkerung im Amazonas-Regenwald, kritisierte "Brot für die Welt" gemeinsam mit dem ILO-169-Koordinierungskreis, zu dem zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke gehören. So wolle Brasilien seine Agrarexporte erhöhen und den Sojaanbau im Amazonas-Regenwald ausweiten. Dafür werde die dort lebende indigene Bevölkerung von ihrem Territorium vertrieben und der Regenwald abgeholzt.