Berlin (epd). Die Annahmefrist für das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot des US-Investors KKR an die Aktionäre von Axel Springer endet in der Nacht zum Samstag. Seit dem 5. Juli können Springer-Aktionäre ihre Anteile verkaufen. Der Investor will Springer von der Börse nehmen und mindestens 20 Prozent der Anteile an dem Medienkonzern übernehmen. Bis Dienstag, 18 Uhr, bekam KKR 12,31 Prozent angeboten, wie aus einer im Internet veröffentlichten Bekanntmachung gemäß Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz hervorgeht.
KKR bietet 63 Euro je Springer-Aktie. Vorstand und Aufsichtsrat des Medienkonzerns hatten ihren Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen. Es sei aus finanzieller Sicht fair und stelle eine attraktive Prämie von 39,7 Prozent gegenüber dem letzten von den Übernahmeplänen unbeeinflussten Börsenschlusskurs von 45,10 Euro am 29. Mai dar. Die Frist endet mit Beginn des 3. August.
Konzern- und Europabetriebsrat von Axel Springer erklärten in einer jetzt bekanntgewordenen gemeinsamen Stellungnahme vom 19. Juli, dass sie dem Übernahmeangebot "neutral" gegenüber stünden. Sie begrüßten die Absichten des US-Investors, wonach KKR unter anderem die journalistische Unabhängigkeit wahren, strategisch investieren und die "Welt"-Gruppe fortführen will. Die Betriebsräte stellen jedoch fest, dass KKR gemäß Angebotsunterlage seine darin geäußerten Absichten und Einschätzungen nach Veröffentlichung der Unterlage ändern kann. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Veröffentlichung der relevanten Passagen der Investorenvereinbarung sowie konzernweite Regelungen zur Beschäftigungssicherung. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Donnerstag) über die Stellungnahme berichtet.
Die Verlegerin Friede Springer, die 42,6 Prozent der Anteile kontrolliert, und der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, der 2,8 Prozent der Anteile besitzt, wollen ihre Beteiligungen behalten. KKR könnte also insgesamt höchstens 54,6 Prozent der Anteile übernehmen: 44,8 Prozent befinden sich derzeit im Streubesitz, die Enkel des Verlagsgründers Axel Springer halten insgesamt 9,8 Prozent.
Zu Springer mit Sitz in Berlin gehören neben "Bild" und "Welt" unter anderem auch die Nachrichtenseite "Business Insider", die News-App "Upday" sowie Kleinanzeigenportale wie "Immonet" und "Stepstone". Der Konzern betreibt zudem den TV-Nachrichtensender Welt. Springer beschäftigt mehr als 16.300 Mitarbeiter weltweit und hatte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 4,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gesteigert.
KKR wurde 1976 in New York von Henry Kravis and George Roberts gegründet. Die Gesellschaft beschreibt sich selbst als führende globale Investmentfirma und besitzt ein Fondsvolumen von rund 200 Milliarden Dollar. Gemeinsam mit dem Medienmanager Fred Kogel baut KKR derzeit ein neues deutsches Unternehmen im Film- und Fernsehbereich auf und hat dafür eine Reihe von Produktionsfirmen und Vertriebsgesellschaften aufgekauft.