London, Frankfurt a.M. (epd). Der Telekommunikationskonzern Vodafone hat den Kauf der TV-Kabelnetze von Liberty Global in Deutschland und drei osteuropäischen Ländern abgeschlossen. Das 18,4 Milliarden Euro teure Geschäft wurde damit im geplanten Zeitraum beendet, wie Vodafone und Liberty am späten Mittwochabend mitteilten. In Deutschland übernimmt Vodafone die bisherige Liberty-Tochterfirma Unitymedia, womit erstmals seit knapp zwei Jahrzehnten wieder ein bundesweit aktiver Kabelnetzanbieter entsteht.
Unitymedia versorgt bislang die Netze in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg, Vodafone ist in den übrigen 13 Bundesländern tätig. Zusammen bedienen Unitymedia und Vodafone knapp 14 Millionen der insgesamt rund 17 Millionen deutschen Haushalte, die über das Kabel fernsehen. Zugleich entsteht mit der Fusion einer der größten deutschen Telekommunikationsanbieter, denn über die Kabelnetze werden viele Haushalte nicht mehr nur mit Fernsehsignalen versorgt, sondern auch mit schnellem Internet und Festnetz-Telefonie. Hinzu kommen die schon bislang bundesweiten Mobilfunkangebote von Vodafone.
Die EU-Kommission hatte die Übernahmen vor rund zwei Wochen genehmigt - in den drei osteuropäischen Ländern Tschechien, Ungarn und Rumänien ohne Auflagen. In Deutschland muss Vodafone seine Netze gemäß den Vorgaben aus Brüssel für den Konkurrenten Telefónica (O2) öffnen, der darüber etwa Breitband-Anschlüsse und internetbasierte Fernsehdienste anbieten soll. Laut Vodafone soll die Netzöffnung im kommenden Jahr umgesetzt werden. Vodafone wurde außerdem verpflichtet, die Gebühren nicht zu erhöhen, die Fernsehsender für ihre Verbreitung im Kabelnetz zahlen müssen.
Scharfe Kritik an der Entscheidung der EU-Wettbewerbsbehörde kam von der Deutschen Telekom. Sie bekommt damit einen Konkurrenten, der flächendeckend Breitband- und Mobilfunkangebote aus einer Hand anbietet. Der Verband Privater Medien Vaunet befürchtet, dass Vodafone nach der Übernahme eine starke Stellung gegenüber Fernsehsendern hat, etwa beim Kauf exklusiver Sportrechte und der Produktion eigener Inhalte für seine TV-Plattform. Vodafone hat bislang allerdings stets dementiert, ins Inhaltegeschäft einsteigen zu wollen.
Telekom, Vaunet und weitere Marktteilnehmer erwägen, gegen die Entscheidung aus Brüssel zu klagen. Zuständig dafür wäre in erster Instanz das Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg, das dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) nachgeordnet ist.
Vodafone Deutschland ist Teil des britischen Vodafone-Konzerns. Liberty Global wird von dem US-amerikanischen Medienunternehmer John Malone kontrolliert.