Der Erbe mache als Inhaber der Urheberrechte geltend, dass das Fenster nicht in den Innenraum der gotischen Kirche passe, die von Oesterlen nach dem Krieg wiederaufgebaut und neu gestaltet wurde, teilte ein Gerichtssprecher mit.
Marktkirchen-Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann sagte, der Kirchenvorstand wolle auf jeden Fall am geplanten Einbau des Fensters festhalten. Das Glaskunstwerk zeigt eine große weiße Figur, die Martin Luther darstellen soll, sowie Motive mit Bezug zur Reformation. Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), ein Freund von Lüpertz, will es der Kirche als Ehrenbürger von Hannover schenken.
Kontroverse Diskussionen
Kreisel-Liebermann sagte, die Marktkirche müsse nun innerhalb von zwei Wochen erklären, ob sie sich gegen die Klage verteidigen wolle. Bis zum 3. September sei dann Zeit für eine schriftliche Erwiderung. "Wir halten es für richtig, dass wir das Reformationsfenster in unserer wiederaufgebauten Kirche nach so vielen Jahren bekommen können", betonte sie. Eine Kirche sei kein Museum. Der Kirchenvorstand hat bereits eine Berliner Kanzlei, die auf Urheberrechte spezialisiert ist, mit der Verteidigung beauftragt.
Der Entwurf von Lüpertz sorgt vor allem wegen fünf großer schwarzer Fliegen auf dem Bild für kontroverse Diskussionen. Sie stehen für das Böse und die Vergänglichkeit. Die Urheberrechte an der Neugestaltung der Marktkirche werden von dem in Tokio lebenden Rechtsanwalt Georg Bissen verwaltet, einem Stiefsohn von Dieter Oesterlen.
Altkanzler Schröder (75) hatte vor zwei Jahren die Idee, der Marktkirche ein Reformationsfenster zu stiften. Anlass waren die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum. Zur Finanzierung will Schröder Vortragshonorare von Verbänden und Unternehmen in Deutschland weitergeben. Die Kosten für Material, Herstellung und Einbau werden auf rund 150.000 Euro geschätzt. Die im 14. Jahrhundert aus Backstein errichtete Marktkirche ist die größte und zentralste Kirche in Hannover. Sie gilt als ein Wahrzeichen der Stadt.