Berlin (epd). Die Zahl der vom Staat registrierten islamistischen Gefährder in Deutschland ist einem Medienbericht zufolge zum ersten Mal seit Jahren zurückgegangen. Aktuell seien 702 Gefährder erfasst, das seien 72 weniger als vor einem Jahr, berichtete der Berliner "Tagesspiegel" (Mittwoch) unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA). Die Zahl potenzieller Unterstützer islamistischer Terroristen sei jedoch zugleich um 42 auf 512 gestiegen.
Laut BKA sei der Rückgang der Gefährderzahl auf Abschiebungen, Deradikalisierungmaßnahmen und Neubewertungen durch das Analyse-Instrument "Radar-iTE" zurückzuführen, hieß es in dem Bericht. Bei "Radar-iTE" untersucht das BKA den Angaben zufolge anhand von Vorstrafen, aktuellem Verhalten und weiterer Merkmale der Gefährder, welches Risiko von ihnen ausgeht und ob sich die Einstufung als potenzielle Terroristen halten lässt.
Verfassungsschützer sagten dem "Tagesspiegel", es gebe inzwischen auch mehr Erkenntnisse über Gefährder aus Deutschland, die in Syrien und im Irak ums Leben kamen. Inzwischen gehe man von 240 Toten aus. Bislang hatten die Sicherheitsbehörden von Hinweisen auf 200 tote Dschihadisten gesprochen, von denen die meisten zur Terrormiliz "Islamischer Staat" gereist waren und bei Selbstmordanschlägen, Gefechten oder in Gefängnissen des IS ums Leben kamen.
Trotz des Rückgangs der Zahl der Gefährder bleibe die Terrorgefahr in Deutschland hoch, betonten Sicherheitskreise dem Bericht zufolge. Außerdem wachse die Szene der Salafisten weiter. Der Verfassungsschutz gehe derzeit von rund 11.800 Salafisten in Deutschland aus, das seien 500 mehr als im vergangenen Jahr. Der Zuwachs sei jedoch zu einem beachtlichen Teil auf bessere Erkenntnisse des Verfassungsschutzes zurückzuführen.