Stuttgart (epd). Der islamische Religionsunterricht in Baden-Württemberg geht weiter. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Dienstag in Stuttgart ein Modell der Landesregierung vorgestellt, wonach eine zum 1. August gegründete Stiftung "Sunnitischer Schulrat" für die Inhalte dieses Unterrichts und die Zulassung von Lehrkräften zuständig sein wird. Damit ist der islamische Unterricht für gut 6.000 Schüler an 86 Schulen für zunächst sechs Jahre gesichert. "Verlängert werden kann immer", sagte Kretschmann.
Die Stiftung ist erforderlich, weil es dem Staat bei den Muslimen an einem vergleichbaren Gegenüber wie den Kirchen fehlt. Während die Kirchen Inhalte und die Zulassung von Lehrern für den konfessionellen Religionsunterricht verantworten, konnten sich die muslimischen Verbände bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.
An der Stiftung beteiligen sich der Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland. Abgelehnt haben die Mitarbeit der türkische Ditib-Verband und die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg. Eine Verfassungsklage der nichtmitwirkenden Verbände gegen das Stiftungsmodell hält Kretschmann für nicht möglich, da sie gar nicht klageberechtigt seien.
Die Neuordnung des islamischen Religionsunterrichts war nötig geworden, weil das seit 2006 laufende Modellprojekt zum Ende des Schuljahrs ausläuft. Laut Kultusministerium wollen bereits 50 weitere Schulen Muslimen Religionsunterricht anbieten, fänden dafür aber keine qualifizierten Lehrkräfte.