Berlin (epd). Für das von Bund, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen gestartete Programm "Neustart im Team" zur Aufnahme von Flüchtlingen haben sich gut zwei Monate nach Beginn fast zwei Dutzend Freiwilligengruppen gefunden. Deutschlandweit hätten sich bislang 22 Mentorengruppen gefunden, die mit finanzieller und ideeller Unterstützung Flüchtlinge nach Deutschland holen wollen, sagte Edgar Born von der zentralen Koordinierungsstelle des Programms dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wann die ersten Schutzbedürftigen kommen können, ist nach seinen Worten noch unklar. Derzeit liefen Schulungen und Antragstellungen. Er hoffe, dass noch in diesem Jahr Menschen einreisen könnten, sagte Born.
Idee des Programms ist es, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus Camps im Libanon, Jordanien, Ägypten und Äthiopien nach Deutschland zu holen, indem ihre Betreuung durch Ehrenamtliche sichergestellt ist. Voraussetzung für die Aufnahme ist eine mindestens fünfköpfige Mentorengruppe, die die Finanzierung der Nettokaltmiete für zwei Jahre aufbringt und zusagt, beim Ankommen im deutschen Alltag zu helfen, etwa bei Behördengängen oder beim Deutschlernen.
500 Plätze stellt der Bund dafür zur Verfügung. Sie sind Teil der deutschen Zusage für das europäische Resettlement-Programm, bei dem Flüchtlinge in ein anderes Land umgesiedelt werden. 10.200 Plätze hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zugesagt. Ausgewählt werden Flüchtlinge für das Programm vom UN-Flüchtlingshilfswerk(UNHCR). Das Projekt "Neustart im Team" wird unter anderem von den kirchlichen Sozialverbänden Diakonie und Caritas sowie der Mercator Stiftung und der Bertelsmann Stiftung unterstützt. Umgesetzt wird es mit Unterstützung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.
Einer der größten Unterstützer ist zudem die Evangelische Kirche von Westfalen, die die zentrale Koordinierungsstelle finanziert. Born, Pfarrer der Landeskirche, erläuterte zudem, dass die Kirche interessierten Mentorengruppen finanziell unter die Arme greift. Das Aufbringen der Miete für zwei Jahre sei die größte Hürde, sagte er. Seine Landeskirche habe daher einen mit mehr als 400.000 Euro gefüllten Fonds aufgelegt, über den Freiwilligen die Kosten ausgelegt werden. 70 Prozent der Unterstützung sollen Gruppen aber zurückerstatten, beispielsweise über Spendenprojekte.
Zwölf der 22 Gruppen, die bislang Interesse signalisiert haben, kommen nach Borns Angaben aus der Landeskirche. Auch in anderen Bundesländern stehe hinter einer Gruppe oftmals eine Kirchengemeinde. Es gebe aber auch Kommunen, die sich engagieren. In Münster wolle beispielsweise die Stadt eine Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie bereitstellen. Die Aufnahmebereitschaft, die sich auch in der Diskussion um die Verteilung von aus Seenot Geretteten zeigt, wolle man sichtbar machen und stärken, sagte Born.