Berlin (epd). Das UNHCR begrüßt die Forderung von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) nach einem humanitären Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen durch Europa und den Vereinten Nationen aus Libyen. "Alle Menschen in den Haftlagern sollten freigelassen werden und die schutzbedürftigen Flüchtlinge evakuiert werden", sagte der Sprecher des deutschen UNHCR, Martin Rentsch, am Montag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Berlin.
Das UNHCR selbst führt Rentsch zufolge seit rund zwei Jahren Evakuierungen von Menschen durch, die unter das Mandat des UN-Flüchtlingshilfwerks fallen. Derzeit sei die Situation jedoch durch die Kampfhandlungen in Libyen "extrem erschwert".
Laut Rentsch hat das UNHCR Kenntnis von rund 30 offiziellen Lagern in Libyen, in denen derzeit schätzungsweise 6.000 Menschen gefangen gehalten werden. Ungefähr zwei Drittel von ihnen, darunter unter anderem Menschen aus Eritrea und Somalia, sind Flüchtlinge und fallen ihm zufolge unter die UN-Flüchtlingsdefinition.
Das UNHCR versuche, diese Leute aus den Lagern zu holen, vor allem Kinder und Schwangere, fügte Rentsch hinzu. Allerdings sei der Zugang zu diesen Camps derzeit schwierig. Aufgrund der Kämpfe erhalte das Flüchtlingshilfswerk in manche Ortsteile und in einige Lager keinen Zugang.
Jene Flüchtlinge, die das UNHCR aus den Lagern bekomme, werden laut Rentsch in sichere Gebiete wie den Niger ausgeflogen. Dort werde versucht, in Ruhe die Formalien zur Überstellung etwa nach Europa zu klären. Derzeit müsse das Flüchtlingshilfswerk jedoch relativ ad hoc agieren. In einer eigenen Einrichtung in Tripolis versuche das UNHCR Menschen wenigstens kurzzeitig unterzubringen, die in Lagern in der Kampfzone waren.
Die EU forderte der UNHCR-Sprecher auf, mehr Einfluss auf Libyen auszuüben, um die Situation der Flüchtlinge vor Ort zu verbessern. "Wenn die Menschen schon in Libyen sind, ist es eigentlich zu spät", sagte Rentsch. Daneben müsse die EU an allen Stellen der Flüchtlingsrouten ansetzen und für Europa ein klares System der Aufnahme und Flüchtlingsverteilung entwickeln. "Nach Mali zurückkehren können die Menschen nicht", sagte Rentsch.
Das UNHCR agiert in Libyen in Abstimmung mit den dortigen Behörden und auf Basis seines von der UN-Generalversammlung erteilten weltweiten Mandats. Bislang flog das Hilfswerk rund 4.300 Flüchtlinge aus den Lagern in Libyen aus.