Rom/Regensburg (epd). Das Rettungsschiff "Alan Kurdi" des Regensburger Vereins Sea-Eye will mit 65 geretteten Bootsflüchtlingen am Sonntagnachmittag Malta erreichen. Die "Alan Kurdi" habe sich von Italien abgewendet und bitte den Inselstaat um sicheren Hafen, teilte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler am Sonntag mit. Während der italienische Innenminister Salvini unter Androhung von drakonischen Strafen die Seenotrettung im Mittelmeer verhindern wolle, müssten nun auch andere Staaten zeigen, ob sie Italiens Kurs stützen.
In den letzten Tagen hatte zuerst die "Sea-Watch 3" und die "Alex" Lampedusa als Nothafen angesteuert. Die von dem Rettungsschiff "Alex" geretteten Flüchtlinge sind in der Nacht auf Sonntag in Lampedusa an Land gegangen, nachdem das Schiff trotz Verbots unter Erklärung des "Nothafenrechts" am Nachmittag in den Hafen eingelaufen war. Das Segelschiff der italienischen Hilfsorganisation "Mediterranea" wurde nach Angaben des italienischen Rundfunks beschlagnahmt.
Gegen die Besatzung wurden Ermittlungen wegen Begünstigung illegaler Einwanderung aufgenommen. Die vor der libyschen Küste geretteten 46 an Bord verbliebenen Migranten wurden in den Hotspot von Lampedusa gebracht.
"Es kann doch nicht sein, dass Menschen in Not erst ein weiteres Mal in Lebensgefahr sein müssen, bis wir sie in einen sicheren Hafen bringen dürfen", sagte Gorden Isler, Einsatzleiter der "Alan Kurdi", die vorher ebenfalls Lampedusa angesteuert hatte. "Wir haben erlebt, dass die italienische Regierung dazu bereit ist, die Geretteten so lange auf Schiffen festzuhalten, bis Lebensgefahr besteht."
Es sei nun an der Zeit, "Europa aus der Geiselhaft des italienischen Innenministers zu befreien". Wenn die Staats- und Regierungschefs ihre Kritik am italienischen Innenminister ernst meinten, könnten sie die "Alan Kurdi" auf Malta einlaufen lassen. Dort könnten sowohl die Geretteten als auch die Crew sicher anlanden. "Innenminister Seehofer könnte kurzfristig zusagen, die Geretteten aufzunehmen und auf einige der hilfsbereiten Kommunen zu verteilen, die die Aufnahmebereitschaft bereits beschlossen haben", sagte Isler weiter.
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