Eine Raubkatze für die Museumsinsel

Eine Raubkatze für die Museumsinsel
Chipperfield-Bau für James-Simon-Galerie fertiggestellt
01.07.2019
epd
Von Nils Erich (epd)

Berlin (epd). Der Louvre in Paris hat die Pyramide - die Berliner Museumsinsel künftig die James-Simon-Galerie: Das von dem Architektenbüro David Chipperfield entworfene neue zentrale Empfangsgebäude der Museumsinsel wird am 12. Juli mit einem Festakt eröffnet. Dazu wird unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Montag in Berlin mitteilte. Ab dem 13. Juli ist das Gebäude dann für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das langgezogene Gebäude zwischen Spree und Neuem Museum besetzt die letzte Freifläche auf der Museumsinsel. Entfernt erinnert es von Süden aus an eine liegende Raubkatze mit zwei Tatzen. Weiter fällt die luftige Aufmachung ins Auge: Schmale graue Pfeiler in regelmäßigen Abständen dominieren die Fassaden, dahinter Wände aus Glas. Wer die Freitreppe in der Mitte hochgeht, kann im Foyer tatsächlich die Skulptur eines liegenden Löwen entdecken.

Die Herausforderung sei gewesen, zugleich zeitgenössisch zu bauen und Respekt für die Umgebung zu beweisen, erklärte der Architekt David Chipperfield bei einer Vorbesichtigung am Montag. Nun solle mit der James-Simon-Galerie der Besuch der Museumsinsel als Ganzes erleichtert werden. "Die Museen auf der Insel waren geschlossene Boxen. Sie haben die statische Natur des Museums betont", sagte Chipperfield. Das neue Gebäude betone dagegen Dynamik und Offenheit nach außen.

Die James-Simon-Galerie soll Vieles sein: Servicegebäude mit Ticketschalter, Garderobe, Shop, Restaurant und Ausstellungsraum; außerdem direkter Zugang zum Pergamon- und zum Neuen Museum. Zugleich soll das Gebäude aber auch Raum bieten, neue Fragen an die alten Sammlungen zu stellen, etwa in Sonderausstellungen und im Auditorium, wie Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, betonte. Außerdem sei der Neubau ein "architektonischer Gegenpol zu den fünf historischen Häusern".

Etwa 3,8 Millionen Besucher zählten die Staatlichen Museen zu Berlin im vergangenen Jahr, davon gute drei Millionen allein auf der Museumsinsel. Mit dem neuen Empfangsgebäude sollen künftig lange Besucherschlangen vor den Kassen der Museen vermieden werden, die auch künftig geöffnet bleiben. Mehrere zehntausend Besucher könnten dann täglich durch die Galerie ziehen, hieß es. Besonders, wenn in einigen Jahren dann auch die unterirdische "Archäologische Promenade" vier der fünf Museen und die James-Simon-Galerie miteinander verbindet.

Die Galerie wurde nach dem jüdischen Kunstmäzen James Simon (1851-1932) benannt, der einer der wichtigsten Spender der Berliner Museen war. Zu seinen Geschenken gehörte 1920 die Büste der Nofretete. Das Gebäude ist im Rahmen des "Masterplans Museumsinsel" in mehr als zehn Jahren Bauzeit entstanden. Die Gesamtkosten belaufen sich nach Angaben der Architekten auf 134 Millionen Euro.