Vater Rackete: "Carola hat getan, was getan werden musste"

Vater Rackete: "Carola hat getan, was getan werden musste"
01.07.2019
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Hambühren (epd). Der Vater der in Italien festgesetzten "Sea-Watch"-Kapitänin Carola Rackete (31) ist zuversichtlich, dass seine Tochter dort auch weiterhin gut behandelt wird. "Wir sind nicht übermäßig in Sorge. Italien ist ja immerhin noch ein Rechtsstaat", sagte Ekkehart Rackete (74) am Montag in Hambühren bei Celle dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er habe am Samstag zuletzt mit seiner Tochter telefoniert. Sie sei bei einer Sea-Watch-Mitarbeiterin, die vor Ort lebe, zunächst gut untergebracht worden. Am Montag wurde die Kapitänin laut ihrer Organisation zum Verhör nach Sizilien gebracht.

Die aus Hambühren stammende Carola Rackete ist für den Berliner Flüchtlingsrettungsverein Sea-Watch im Einsatz und wurde am Samstag wegen der nicht genehmigten Einfahrt ihres Flüchtlingsschiffs nach Lampedusa festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Die noch 40 Flüchtlinge an Bord, die mehr als zwei Wochen lang auf der "Sea-Watch 3" ausgeharrt hatten, gingen in Italien an Land.

Auch in der Sache unterstützt Ekkehart Rackete seine Tochter. "Ich bin durchaus stolz. Sie hat das getan, was getan werden musste", sagte er. Carola sei nach reiflichen Überlegungen vor drei Wochen nach Malta aufgebrochen, um die "Sea-Watch 3" zu übernehmen. "Sie war sich der Tragweite bewusst und hat vorher Kontakt mit einer Rechtsanwältin aufgenommen." Seine Tochter wisse immer genau, was sie tue, sie sei geradlinig und analytisch: "Die geht nicht mit Sandalen auf den Mount Everest."

Er rechne nicht damit, dass das juristische Verfahren bald eröffnet werde, sagte der pensionierte Elektro-Ingenieur, der mit seiner Frau in Hambühren lebt. Dort ist auch Carola Rackete noch gemeldet, obwohl sie zuletzt in Liverpool studierte und ihren Master-Abschluss in Nautik machte, wie der Vater sagt. Er hoffe aber, dass seine Tochter auch aufgrund des politischen Drucks mit einem Bußgeld davonkomme. Viele Politiker und andere Menschen setzten sich für sie ein. Es sei bereits so viel Geld gesammelt worden, dass sie auch bei einer hohen Strafe nicht um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten müsse.

Im Freundes- und Bekanntenkreis sei die Resonanz auf die Aktion seiner Tochter bislang ausnahmslos positiv gewesen, berichtete der Vater. Freunde und Bekannte hätten angerufen, und auch beim Einkaufen sei er schon angesprochen worden. "Alle sagen: Das finden wir super."