Frankfurt a.M. (epd). HR-Intendant Manfred Krupp hat die finanzielle Situation des HR als "dramatisch" beschrieben. Sollte der Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 Euro im Monat nicht angemessen erhöht werden, bekomme der Sender auf Dauer ein Problem mit der Liquidität, sagte der Intendant dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main. Der Rundfunkbeitrag sei seit 2009 nicht erhöht worden. Ohne eine Anpassung an die Inflation seien wirtschaftliche Einschnitte in die Programmangebote unausweichlich, mahnte der 63-Jährige.
Der HR hat das Jahr 2018 mit einem Fehlbetrag von 76,5 Millionen Euro abgeschlossen. Es sei allerdings gelungen, das Minus geringer zu halten als ursprünglich geplant, sagte Krupp. Zunächst hatte der Sender noch mit einem Defizit von 90,8 Millionen Euro gerechnet. "Die Mediennutzung wird immer diverser und die Gesellschaft wird immer diverser", sagte Krupp. Er erinnerte daran, dass die öffentlich-rechtlichen Sender neben dem Informationsauftrag auch einen Integrationsauftrag hätten: "Wir haben die Funktion, die Gesellschaft zusammenzuhalten, indem wir einerseits diese Vielfalt abbilden, sie andererseits aber auch verbinden."
Der Intendant verwies darauf, dass die Angebote des HR immer stärker im Netz nachgefragt würden: "Wir stehen vor der großen Herausforderung, Innovationen in dieser sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage zu priorisieren."
ARD, ZDF und Deutschlandradio haben im April nach epd-Informationen einen Mehrbedarf von insgesamt drei Milliarden Euro für die vier Jahre ab 2021 angemeldet. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) prüft derzeit die Anmeldungen und wird den Ministerpräsidenten der Länder einen Vorschlag über die Höhe des künftigen Beitrags unterbreiten. Würde die KEF den angemeldeten Mehrbedarf akzeptieren, müsste der monatliche Rundfunkbeitrag auf 19,20 Euro steigen. Allerdings ist zu erwarten, dass die KEF den Bedarf wie in der Vergangenheit deutlich kürzen wird. Aus mehreren Bundesländern war in den vergangenen Wochen die Forderung zu vernehmen, dass der Beitrag nicht über 18 Euro steigen dürfe.
Er finde es sehr schwierig, wenn sich einige Länder jetzt schon so festlegten, sagte Krupp dem epd: "Das entspricht nicht dem Verfahren, das das Bundesverfassungsgericht beschrieben hat. Wir sind in einem laufenden Verfahren und haben dieses Verfahren zu respektieren. Wir als Sender und auch die Politik. Ich will mir nicht vorstellen, dass man sich in der Politik auf ein verfassungswidriges Vorgehen einigt." Er wundere sich, dass gerade einige Länder die Stärke der föderal organisierten ARD mit ihren Sparforderungen infrage stellen: "Das wird dem Föderalismus auf Dauer nicht gut tun."