Frankfurt a.M., Rom (epd). Nach über zwei Wochen auf See verschlechert sich der Zustand der 40 Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff "Sea-Watch 3" vor Lampedusa weiter. "Die Situation ist sehr gespannt, es wird schlechter und schlechter", sagte die Kapitänin Carola Rackete am Freitag in einer Web-Pressekonferenz. Die Frustration unter den geretteten Menschen wachse, manche litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen, drohten mit Hungerstreik oder damit, von Bord zu springen. Zugleich gebe es Hoffnung, dass es sehr bald eine politische Lösung geben könnte.
Laut Rackete ist die hygienische Situation sehr problematisch, Männer müssten an Deck auf Leintüchern schlafen. Italien verweigert Rettungsschiffen die Einfahrt in Häfen und wirft den Betreibern die Förderung illegaler Migration vor. Innenminister Matteo Salvini appellierte an Deutschland und die Niederlande, die Aufnahme der Flüchtlinge zuzusagen, dann dürften sie auch an Land gehen. Das Schiff fährt unter niederländischer Flagge.
Die "Sea-Watch 3" war am Mittwoch ohne Genehmigung in italienische Gewässer vor Lampedusa gefahren. Insgesamt 53 Flüchtlinge waren am 12. Juni vor Libyen gerettet worden, von denen einige als Notfälle inzwischen an Land durften. Eine Rückkehr nach Libyen schloss die Organisation Sea-Watch wegen des Bürgerkriegs und der Menschenrechtsverletzungen dort aus. Zurzeit befinden sich laut Sea-Watch unter den Flüchtlingen noch drei Minderjährige an Bord. In der Nacht war ein junger Mann als medizinischer Notfall zusammen mit seinem Bruder an Land gebracht worden.
In Berlin bekräftigten Sprecher des Innenministeriums und des Auswärtigen Amts, Deutschland sei grundsätzlich bereit, Menschen vom Schiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch aufzunehmen, wenn auch andere EU-Staaten sich beteiligten. Der Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, man befinde sich in intensiven Gesprächen mit den Partnern in der EU. Man sei zuversichtlich, dass zeitnah eine Lösung für diesen konkreten Fall gefunden werde.