Die aus Seenot geretteten Menschen, die seit rund zwei Wochen auf dem Schiff ausharren müssen, würden immer verzweifelter, sagte Sprecher Ruben Neugebauer dem epd. "Wir hatten schon die ganze Zeit die Situation, dass Menschen über Bord springen wollten." Die EGMR-Entscheidung mache nun eine weitere Hoffnung der Geretteten zunichte.
Die Seenotretter hatten vor dem Gericht beantragt, die aufgenommenen Flüchtlinge in Italien anlanden zu dürfen. In einer am Dienstagabend in Straßburg veröffentlichten Mitteilung erklärte der EGMR aber, die Situation an Bord des Schiffes rechtfertige derzeit keinen Zwang gegen Italien. Das verweigert dem Schiff nach wie vor das Einlaufen in einen Hafen. Der EGMR machte zugleich klar, dass die italienischen Behörden gesundheitlich anfälligen und anderweitig verwundbaren Menschen an Bord beizustehen habe.
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Die "Sea Watch 3" hatte am 12. Juni 53 Menschen aus Seenot gerettet. Einige von ihnen wurden mittlerweile als medizinische Notfälle von Bord gebracht. Inzwischen sind noch 42 Flüchtlinge an Bord.
Es sei ein Skandal, dass es keine europäische Institution gebe, die Verantwortung für die geretteten Menschen übernehme, kritisierte Neugebauer. "Wir fühlen uns alleingelassen." Sollte sich die Lage so weit zuspitzen, dass die Sicherheit der Geretteten nicht mehr gewährleistet werden könne, müsse die "Sea Watch 3" notfalls in Territorialgewässer einfahren, kündigte er an. Dann müssten die Retter die Risiken auf sich nehmen, dass das Schiff festgesetzt wird und die Helfer juristisch belangt werden.