Jenaer Universität erwirbt von ihr einst verbotenen Schiller-Druck

Jenaer Universität erwirbt von ihr einst verbotenen Schiller-Druck

Jena (epd). Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hat nach 230 Jahre eine Lücke in ihren Sammlungen geschlossen. Universitäts-Präsident Walter Rosenthal präsentierte am Freitag ein antiquarisch erworbenes Exemplar von Friedrich Schillers (1759-1805) Antrittsvorlesung in der ersten Druckfassung von 1789, wie die Thüringer Hochschule mitteilte. Das nach Rosenthals Worten "hervorragend erhaltene Exemplar" habe einen hohen Seltenheitswert.

Hintergrund ist ein historischer Streit um Schillers akademischen Titel. Seien Vorlesung unter dem Titel "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte" wurde nach Angaben eines Universitätssprechers damals etwa zeitgleich im Weimarer "Teutschen Merkur" abgedruckt wie auch von der Jenaer Akademischen Buchhandlung als Separatdruck herausgebracht. Auf der Titelseite habe sich Schiller als "Professor der Geschichte in Jena" titulieren lasse. "Doch das Ordinariat hatte er nicht inne, lediglich eine außerordentliche Professur in den historischen Fächern", erklärte der Sprecher.

Die Verwendung des Titels habe zu erheblichen Kontroversen in der Philosophischen Fakultät geführt - mit dem für Schiller empörenden Ergebnis, dass der Erstdruck eingezogen wurde. 1790 sei dann eine zweite Ausgabe mit der Angabe "Professor der Philosophie in Jena" erschienen. In Jena wurde der Erstdruck verboten, so dass dort kein Exemplar erhalten blieb.

Zum jährlichen Schillertag der Universität am 28. Juni erwartet die Hochschule den US-Historiker Myles W. Jackson als Ehrengast. Einem Festakt schließt sich ein ökumenischer Gottesdienst an.