Das Schisma in der orthodoxen Kirche sei derzeit nicht zu überwinden, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Hilarion machte den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul, Bartholomäus I., für die Spaltung verantwortlich. Bartholomäus habe seine Stellung als Ehrenoberhaupt der weltweiten Gemeinschaft der Orthodoxen verwirkt. "Er war einmal das symbolische Oberhaupt", erklärte Hilarion, der als Vertrauter des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. gilt.
Der Außenbeauftragte des Moskauer Patriarchats warf Bartholomäus vor, mit der Anerkennung einer selbstständigen orthodoxen Kirche in der Ukraine gegen geltendes Recht zu verstoßen. "Das war illegal", sagte Hilarion. Die Abspaltung der Kirche in der Ukraine von der russisch-orthodoxen Kirche habe sich von einem lokalen Problem in ein globales Problem entwickelt.
Hilarion wies Behauptungen zurück, nach denen der Moskauer Patriarch Kyrill die Führung der orthodoxen Kirchen anstrebe. "Das ist nicht vorgesehen", sagte Hilarion. Kyrill wolle keine weiteren Funktionen übernehmen.
Der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats besuchte in Genf den Weltkirchenrat. Hilarion betonte, der ökumenische Verband könne im Streit der orthodoxen Kirchen nicht vermitteln. Im Ökumenischen Rat der Kirchen sind rund 350 Kirchen zusammengeschlossen, darunter auch die russisch-orthodoxe Kirche.
Bartholomäus hatte im Januar eine eigenständige orthodoxe Kirche in der Ukraine offiziell anerkannt. Die russisch-orthodoxe Kirche besteht jedoch auf der Unterstellung der Gläubigen in der Ukraine unter das Moskauer Patriarchat. Aus russischer Sicht kann es in einem bestimmten Land nur eine orthodoxe Kirche geben. In der Ukraine existiert eine solche bereits - unter Moskauer Patriarchat.
Die Abspaltung wurde vom ehemaligen Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, infolge der russischen Annexion der Krim vorangetrieben. Kritiker werfen dem Moskauer Patriarchat vor, dass es sich zu eng an den russischen Präsidenten Wladimir Putin anlehne. Weltweit bezeichnen sich Schätzungen zufolge bis zu 300 Millionen als orthodoxe Christen. In Deutschland gibt es etwa eine Million Orthodoxe.