Etwa 1.000 Menschen haben am Samstag in Berlin gegen den zeitgleich stattfindenden Israel-feindlichen "Al-Kuds-Marsch" protestiert. Unter dem Motto "Gegen den Quds-Marsch! Kein Islamismus und Antisemitismus in Berlin" hatte ein Bündnis aus jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen, Parteien, Politikern und politischen Gruppen zu den Protesten gegen den jährlichen Aufzug von Israel-Gegnern, Islamisten und Antisemiten auf dem Berliner Kudamm aufgerufen. Es sei unerträglich, dass mitten in Berlin zur Zerstörung Israels aufgerufen werde, hieß es.
Unter den Teilnehmern waren unter anderem der Antisemitismusbeaufragte der Bundesregierung, Felix Klein, Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD), Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Einer der Redner war der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff. Die Teilnehmer trugen Israel-Flaggen und Plakate mit Slogans gegen Antisemitismus und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen.
An dem "Al-Kuds-Marsch" beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 1.000 Menschen darunter zahlreiche Vertreter palästinensischer Organisationen aber auch NPD-Funktionäre. Bereits am Mittag hatten etwa 400 Linke auf einer Antifa-Demonstration gegen den Aufzug von Israel-Feinden unter dem Motto "Gegen jeden Antisemitismus - Solidarität mit Israel" protestiert.
Demonstration seit Jahren umstritten
Hinter dem jährlichen Aufzug von Israel-Gegnern am Ende des Ramadans steckt nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden die libanesisch-schiitische Hisbollah. "Al-Kuds" ist die arabische Bezeichnung für Jerusalem. Der "Al-Kuds-Tag" wurde 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ausgerufen und dient dazu, den arabischen Anspruch auf ganz Jerusalem zu untermauern. Er findet traditionell am Ende des Ramadans statt. Jüdische Organisationen wie der Zentralrat der Juden in Deutschland und das Internationale Auschwitzkomitee fordern seit Jahren ein Verbot des Aufzugs. Es sei unverständlich, dass diese Demo Jahr für Jahr genehmigt werde, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster im Vorfeld.
Der Bundesvorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofouglu, sagte am Samstag im Deutschlandfunk, er wünsche sich mehr Widerstand seiner Gemeinschaft gegen Antisemitismus. "Wer sich nicht gegen Antisemitismus hinstellt, kann nicht gegen Rassismus vorgehen", sagte Sofouglu dem Sender.
Die "Al-Kuds"-Demonstrationen seien mittlerweile ein Sammelbecken von islamischen Fundamentalisten, sagte der Landesvorsitzende der türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg. "Antisemitismus, Rassismus, Islamophobie und Antiziganismus sind keine Meinungen, das sind Verbrechen", betonte Sofuoglu. Deshalb müsse mit solchen Äußerungen und Bewegungen umgegangen werden wie man mit Verbrechen umgehe. Prävention sei wichtig, aber man müsse nicht alles zulassen im Namen der Meinungsfreiheit.