Zum Trägerkreis der deutschen Demonstrationen gehörten neben Attac Deutschland und Campact der Paritätische Gesamtverband, Mehr Demokratie, die NaturFreunde Deutschlands, Pro Asyl, und die Flüchtlingshilfe Seebrücke. Demonstrationen fanden in Berlin, Leipzig, München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Köln und Hamburg statt. Das europaweite Bündnis hatte zu rund 50 Veranstaltungen in 13 Ländern der EU aufgerufen, darunter Polen, Bulgarien, Schweden, Dänemark, Frankreich, die Niederlande und Spanien.
Berlin: Demonstrationen für ein soziales und liberales Europa
Eine Woche vor der Europawahl sind am Sonntag in Berlin bei strahlendem Sonnenschein mehrere Tausend Menschen gegen Nationalismus und für ein soziales Europa auf die Straße gegangen. Nach einer Auftaktkundgebung am Mittag auf mehreren Bühnen am Alexanderplatz wollten die Demonstranten Richtung Siegessäule am Großen Stern ziehen. Die Veranstalter rechneten laut Polizei mit bis zu 50.000 Teilnehmern.
Zeitgleich sollte auch von der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz eine Demonstration unter dem Motto "Unite & Shine" für Kunstfreiheit und eine offene Gesellschaft in Europa starten. Ziel war das Brandenburger Tor. Dort wollten sich die Teilnehmer dann der Großdemonstration anschließen.
Frankfurt: Mehrere Tausend demonstrieren für "Ein Europa für alle"
Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Frankfurt am Main für Europa und gegen Nationalismus demonstriert. Unter den 40 Bündnispartnern in Frankfurt befanden sich unter anderem der DGB Frankfurt am Main, die Diakonie Hessen, der Kolpingverband und Greenpeace.
Die Auftaktkundgebung begann um zwölf Uhr auf dem mit Menschen gefüllten Opernplatz, Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sprach ein Grußwort. Teilnehmer aus allen Altersgruppen von Familien mit Kindern bis zu den "Omas gegen Rechts" trugen zahlreiche Fahnen mit Europa-, Regenbogen- oder Friedenszeichen sowie T-Shirts und Hüte im blauen EU-Emblem. Mitstreiter der Aktion "Seebrücke" trugen Rettungswesten. Auf Plakaten war in Farben der AfD zu lesen: "Rassismus ist keine Alternative", andere Plakate riefen zur Europawahl auf: "Dein Kreuz für die Menschenrechte" oder "Wer in der Demokratie schläft, kann in der Diktatur aufwachen". Die Polizei war mit starken Kräften vertreten.
Die Europawahl am 26. Mai sei eine Richtungsentscheidung über die Zukunft der Europäischen Union, sagte vorab Roland Süß vom Koordinationskreis von attac. Dann gelte es zu verhindern, dass Nationalisten und Rechtsextreme ins Parlament einzögen. Süß plädierte für ein solidarisches und ökologisches Europa. Die Einzelinteressen von Konzernen und der industriellen Landwirtschaft bedrohten die Zukunft von Mensch und Natur.
Die Menschenrechte seien die zivilisatorische Grundlage Europas, mahnte vorab Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl. Zivilisatorische Standards würden jedoch "eingerissen, wenn Tausende im Mittelmeer ertrinken und Europa das Zurückschleppen in die Hölle Libyens finanziert". Bei der Wahl am 26. Mai gehe es darum, die rechtsstaatlichen Grundsätze für die Zukunft zu sichern.
Köln: Tausende demonstrieren für ein solidarisches Europa
In Köln sind am Sonntag mehrere Tausend Menschen gegen Nationalismus und für ein soziales Europa auf die Straße gegangen. Auf Plakaten und Transparenten verliehen die Demonstranten ihren Forderungen Nachdruck, bei der Europawahl das Feld nicht den Populisten und Rechtextremisten zu überlassen. Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wurde am Veranstaltungsort im Stadtteil Deutz erwartet.
An einem Bühnenprogramm beteiligten sich Kölner Bands wie die Höhner, Brings und der Sänger Wolfgang Niedecken. Vertreter zahlreicher Organisationen wollten sprechen, unter ihnen der Vorsitzende der Naturfreunde Deutschlands, Michael Müller, die Publizistin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, die Seenotretterin Pia Klempt sowie eine Sprecherin der "Friday for Future"-Bewegung.
Nach Angaben von Johannes Gaevert, Sprecher des Bündnisses in Köln, reisten aus ganz Nordrhein-Westfalen Menschen nach Köln, um sich der Kundgebung anzuschließen. Mehrere Hundert Polizisten waren im Einsatz, um angesichts zahlreicher Straßensperren den Verkehr zu regeln, wie ein Polizeisprecher erläuterte.
Hamburg: Tausende demonstrieren auf dem Rathausmarkt
In Hamburg folgten am Sonntag mehrere Tausend Menschen dem Aufruf des Bündnisses. Nach Angaben der Polizei hatten sich rund 12.000 Menschen am Mittag auf dem Rathausmarkt versammelt, um durch die Innenstadt zu ziehen. "Wir wollen verhindern, dass die Rechts-Nationalisten das Europa-Parlament übernehmen und die EU von innen zerstören. Das können wir nur, wenn wir alle zusammenstehen und zeigen: Europa ist uns wichtig", sagte Chris Methmann von der Organisation "Campact".
München: 20.000 auf dem Odeonsplatz
Bei der Großdemonstration am Sonntag in München kamen nach Veranstalterangaben am frühen Nachmittag etwa 20.000 Demonstrierende zusammen. Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, forderte gute Arbeitsbedingungen statt eines Dumping-Wettbewerbs in ganz Europa.
Auf dem Münchner Odeonsplatz rief Jena nach Angaben des Gewerkschaftsbundes dazu auf, die Europäische Union als "Vorbild für eine faire Globalisierung" aufzustellen. Mit Blick auf die Wahl des Europäischen Parlaments am 26. Mai warnte Jena davor, Rechtspopulisten zu unterstützen. Diese wollten "unser Land und Europa spalten".