Zwischen 2006 und 2018 sei die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung in Deutschland von 50.000 auf über eine Million angestiegen, sagte der Diakonie-Experte Jens Rannenberg am Freitag vor der evangelischen Landessynode in Hannover: "Hier tickt insbesondere vor dem Hintergrund weiter steigender Mieten und abnehmender Sozialwohnungen ein soziale Bombe, die die Grundlagen unserer Demokratie bedroht." Rannenberg ist Vorsitzender des Diakonie-Ausschusses im Kirchenparlament der hannoverschen Landeskirche und Vorstand der Dachstiftung Diakonie in Hannover und Gifhorn.
Nach seinen Angaben klafft die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander. Trotz der wirtschaftlichen Krise 2009 sei der Einkommensanteil des obersten Tausendstels der Bevölkerung zwischen 1983 und 2013 um 40 Prozent gewachsen. Demgegenüber sei der Einkommensanteil der unteren 90 Prozent der Bevölkerung um zehn Prozent zurückgegangen. Das spiegele sich auch in der Kirche wider, sagte Rannenberg: Zwölf Prozent der Kirchenmitglieder sorgten für 73 Prozent der Einnahmen.
Eine positive Bilanz zog Rannenberg beim Engagement der evangelischen Kirchen in Niedersachsen für die Integration der Flüchtlinge. Dafür hätten die Kirchen seit 2015 mehr als 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Hinzu kämen weitere Millionen in diakonischen Unternehmen sowie das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Kirchengemeinden und sozialen Einrichtungen, das sich schwer beziffern lasse. "Ohne die Diakonie wäre die Integration der Flüchtlinge in Niedersachsen trotz aller Kritik und noch offenen Aufgaben nicht so gut gelungen", sagte Rannenberg.