Dies treffe Christen, aber auch andere Glaubensgemeinschaften, sagte der Professor der Universität Erlangen am Mittwoch im WDR5-"Morgenecho". "In absoluten Zahlen kann es durchaus sein, dass Christen die am stärksten verfolgte Gruppe sind", erklärte er. Denn Christen seien mit Abstand die größte Religionsgruppe weltweit.
Sehr kleine Glaubensgruppen wie die Bahai würden aber proportional ähnlich oder vielleicht sogar stärker verfolgt. Dass sich die Gewalt auf Sri Lanka spezifisch gegen die dort kleine Gruppe der Christen richtete, sei jedoch in der Tat neu und unerwartet, sagte der Politologe, der von 2010 bis 2016 UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit war. Mehr als 70 Prozent der 22 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten, zwölf Prozent Hindus, zehn Prozent Muslime und gut sieben Prozent Christen.
Bielefeldt rief dazu auf, präzise über Gewalt im Namen der Religion zu reden. Wenn es um Gewalt im Namen des Islams gehe, müsse man bedenken, dass davon weltweit auch viele Muslime betroffen seien, wenn auch nicht bei den Anschlägen in Sri Lanka. "Wir müssen uns immer klarmachen, dass Religionsgemeinschaften auch intern eine enorme Vielfalt aufweisen", betonte der Politikwissenschaftler. Für die meisten Muslime sei die Gewalt genauso absurd, fürchterlich und unverständlich wie für Nicht-Muslime.
Bei den Anschlägen auf Kirchen und Hotels hatten Selbstmordattentäter am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 359 Menschen getötet und etwa 500 verletzt. Laut der Regierung in Colombo war die Tat ein Racheakt islamischer Terroristen für das Moschee-Massaker Mitte März im neuseeländischen Christchurch. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat sich zu den Anschlägen bekannt.