Die biblische Bergpredigt gebe eine solche allgemeine moralische Orientierung. Die Menschen seien zwar noch nie so gewesen, wie dort gewünscht, sagte der Politiker: "Aber die Hoffnung bleibt, dass wir so werden." Auch er selbst könne den Aufruf der Bergpredigt, auch seine Gegner zu lieben, nicht erfüllen, betonte Gysi: "Aber ich hatte einen Vorteil in den ersten Jahren im Bundestag: Ich habe nicht zurückgehasst."
Eine Gesellschaft ohne Bergpredigt, Weihnachten, Ostern und Pfingsten sei für ihn nicht vorstellbar, sagte Gysi: "Nur staatliche Feiertage, und bei einem wird erklärt, er sei der Kindergeschenktag - das geht nicht."
Verbindungen zwischen der eigenen Politik und den Kirchen, die Gläubige auf der ganzen Welt haben, seien auch in internationalen Fragen zu finden, sagte Gysi: "Da kannst Du als Papst nicht sagen, mir sind die Gläubigen in Europa lieber als die in Lateinamerika oder Afrika oder Asien." Deshalb könne die Kirche "eigentlich nichts mit Nationalismus und Rassismus anfangen", betonte der Politiker: "Sie will auch nicht den Hungertod und den Umwelttod."
Er glaube zwar nicht an die Auferstehung, die zu Ostern gefeiert wird. Die größte politische Wiederauferstehung sei für ihn jedoch der lange inhaftierte südafrikanische Freiheitskämpfer und spätere Präsident Mandela gewesen, sagte Gysi weiter: "Wenn Mandela noch leben und er etwas sagen würde gegen den nationalen Egoismus, käme selbst Trump nicht daran vorbei."
Jesus würde heute als Partei "selbstverständlich Die Linke" wählen, sagte Gysi weiter: "Denn Jesus wäre ein kritischer Linker, das ist doch völlig klar." Er würde jedoch nicht Mitglied werden und die Partei auch "zur Sau machen", sagte der langjährige Bundestagsabgeordnete: "Diese innerparteilichen Kämpfe wären zweifellos nicht seine Welt."