Bei den umstrittenen Abschiebeversuchen iranischer Flüchtlinge, die zum christlichen Glauben konvertiert sind, zeigt die Intervention der evangelischen Kirche in Bayern offenbar Erfolg: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat mit Innenminister Joachim Hermann (CSU) vereinbart, dass bis zu einer grundsätzlichen Klärung im Bund "keine vollendeten Tatsachen" geschaffen werden, wie Bedford-Strohm auf Anfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Im Januar waren zwei Abschiebungsversuche iranischer Christen öffentlich heftig kritisiert worden.
Das Gespräch mit dem bayerischen Innenminister hat laut Bedford-Strohm bereits vor einigen Wochen stattgefunden. Seither seien ihm keine erneuten Abschiebungsversuche mehr bekanntgeworden. "Ich hoffe, dass bald eine bundesweite Lösung dafür gefunden wird, wie Deutschland mit iranischen Flüchtlingen umgeht, die abgeschoben werden sollen, aber in Deutschland getauft wurden und in unseren Gemeinden aktiv ihren Glauben leben", sagte Bedford-Strohm, der als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland rund 21,5 Millionen evangelische Christen in Deutschland repräsentiert.
Dramatische Zuspitzung im Januar
Ende Januar war der Versuch gescheitert, einen jungen christlichen Iraner abzuschieben. Auf dem Transport nach München zum Flughafen hatte er sich selbst verletzt. Zwei Wochen später war die Rückführung einer iranischen Familie abgebrochen worden, nachdem die Mutter am Flughafen zusammengebrochen war. Die evangelische Kirche hatte kritisiert, dass die Landesbehörden auf die Gefährdung der Rückkehrer wegen ihres Glaubenswechsels immer weniger Rücksicht nehmen.
Das Ehepaar war mit seinen heute 14 und 18 Jahre alten Töchtern über Ungarn nach Deutschland gekommen und lebte seit Mai vorigen Jahres in Bamberg. Nach Auskunft der dortigen Erlöserkirchengemeinde sind alle Familienmitglieder getaufte Christen, die sich seit ihrer Ankunft in Bamberg am Gemeindeleben aktiv beteiligt hätten.
Nicht nur in Bayern kann getauften iranischen Flüchtlingen die Abschiebung drohen. In Nordrhein-Westfalen hatte ein Iraner seit März 2018 ein Jahr lang im Kirchenasyl in einer Solinger Kirchengemeinde gelebt, bevor er das Kirchenasyl vor zwei Wochen abrupt verlassen hatte. Ihm stand die Rückführung nach Frankreich bevor. Im Iran drohen ehemaligen Muslimen, die zu einer anderen Religion übergetreten sind, schwere Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe. "Zum Christentum konvertierte Personen genießen überhaupt keinen Rechtsschutz", heißt es in einer Information der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.