Ex-EKD-Ratschef Schneider weiter klar gegen assistierten Suizid

Nikolaus Schneider
© Maurizio Gambarini/dpa
Nikolaus Schneider spricht sich gegen assistierten Suizid aus.
Ex-EKD-Ratschef Schneider weiter klar gegen assistierten Suizid
Seine krebskranke Frau spricht sich dafür aus
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider und seine Frau Anne sind bei der Frage, ob ärztliche Hilfe bei der Selbsttötung erlaubt sein soll, nach wie vor unterschiedlicher Meinung.

"Die Frage nach einem würdigen Sterben muss ich in meiner eigenen Verantwortung entscheiden", unterstrich die ehemalige Religionslehrerin Anne Schneider am Freitagabend in Köln. Ihr Mann dagegen sprach sich klar gegen Tötung auf Verlangen aus. Das Ehepaar stellte das gemeinsame Buch "Vom Leben und Sterben" über ihre vor fünf Jahren begonnene Kontroverse vor.

Damals hatte Nikolaus Schneider wegen der Brustkrebserkrankung seiner Frau sein Amt als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vorzeitig niedergelegt. Das Ehepaar sprach öffentlich in Interviews über ihre unterschiedlichen Ansichten: Anne Schneider plädierte für die Suizidassistenz, ihr Mann vertrat die Position der Kirchen in Deutschland, wonach das nicht erlaubt sein sollte. 

Aktives Töten als ärztliches Handeln?

"Das Buch richtet sich an Menschen, die nach Gottes Willen fragen", sagte Anne Schneider am Freitagabend. "Es hat aus meiner Sicht eine religiöse Grundlage, die nicht unbedingt eine kirchliche Grundlage ist." Sie plädierte für die rechtliche Möglichkeit eines ärztlich assistierten Suizids. "Im Moment ist es in Deutschland so, dass unheilbar kranke, schwer leidende Menschen nur die Wahl haben, von einem Hochhaus zu springen, sich vor den Zug zu werfen oder sich die Pulsadern aufzuschneiden. Das ist unwürdig."

 

"Der Staat hat die Aufgabe, Leben zu schützen und zu fördern", entgegnete der Altpräses und forderte eine klare Abgrenzung vom Tod auf Verlangen. "Aktives Töten durch einen Arzt etwa durch eine Todesspritze wie in Holland lehne ich ab. Das darf keine Form ärztlichen Handelns sein." Das Buch "Vom Leben und Streben" ist ein Gespräch des Ehepaars Schneider mit dem Autor Wolfgang Thielmann. Gemeinsam reflektieren sie dabei Fragen von Glauben, Menschenwürde und dem Umgang mit Sterben und Trauer.

Mitte April verhandelt das Bundesverfassungsgericht über das Verbot organisierter Hilfe beim Suizid. Seit Herbst 2015 macht sich strafbar, wer in sogenannter geschäftsmäßiger Weise Sterbewilligen ein tödliches Mittel überlässt. Die Regelung, die jetzt auf dem rechtlichen Prüfstand steht, wurde lange kontrovers diskutiert.