Er starb am Mittwoch in Leipzig im Alter von 75 Jahren, wie das Landeskirchenamt der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer (Ostfriesland) am Donnerstag mitteilte. Sievers war von 1974 bis zu seinem Ruhestand 2005 Pfarrer der Gemeinde. Dort habe er mit seiner Gemeinde die bewegte Zeit der friedlichen Revolution Ende der 80er Jahre "nicht nur miterlebt, sondern auch mitgestaltet", erklärte das Amt.
Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, würdigte die Verdienste des Pfarrers. Mit Sievers habe die reformierte Kirche einen geradlinigen und glaubwürdigen Zeugen der Wendezeit verloren, erklärte er. Sievers' Predigten aus jener Zeit hätten mit Mut und Besonnenheit beeindruckt, fügte er hinzu. Die biblisch geerdeten und politisch hellwachen Worte des Pfarrers hätten eine orientierende Kraft entfaltet.
Den 9. Oktober 1989 habe Sievers später als "Tag des Sieges der Revolution" bezeichnet, hieß es weiter. Die Auffassung des Pfarrers sei gewesen, dass die Menschen damals ein Zeichen von der Kirche erwarteten und dies ein Friedenszeichen habe sein müssen.
Sievers hatte als einer der ersten die Reformierte Kirche am Leipziger Innenstadtring für Friedensgebete und für die Demonstranten geöffnet, nachdem der Platz in der Nikolaikirche nicht mehr ausreichte. Zudem gewährte er den beiden Journalisten Siegbert Schefke und Aram Radomski am 9. Oktober 1989 Zugang zum Turm der Reformierten Kirche, von wo sie aus die Leipziger Montagsdemonstration heimlich filmten.
Am 9. Oktober 1989 waren von der Leipziger Nikolaikirche aus mehr als 70.000 Menschen über den Innenstadtring gezogen und hatten friedlich gegen das SED-Regime protestiert. Tausende Polizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee waren vor Ort, griffen aber nicht ein. Das Datum gilt als wichtige Wegmarke der friedlichen Revolution. Wenige Wochen später fiel die Mauer.