Das 256 Seiten starke Werk editiere und erläutere erstmals den 2011 vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz erworbenen Briefwechsel zwischen dem Urwaldarzt und dem Pfarrer, sagte der pfälzische Altkirchenpräsident Eberhard Cherdron bei der Präsentation des Buches am Dienstagabend in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche. Lind war 1945 aufgrund seines Engagements in der nationalkirchlichen Bewegung der Nationalsozialisten aus dem Pfarrdienst entlassen worden.
Das im Verlagshaus Speyer erschienene Werk gebe nicht nur Einblick in das spannungsreiche Leben des einflussreichen Pfälzer Pfarrers Lind, der ein profilierter Seelsorger, Redner und Autor gewesen sei. Dieser sei einerseits theologisch liberal gewesen und habe Schweitzers "Ehrfurcht vor dem Leben" im Geiste der christlichen Nächstenliebe in der Region gefördert. Andererseits sei Lind ein tief in den Nationalsozialismus verstrickter Anhänger einer "Nationalkirche" gewesen, die sich für ein "völkisches Christentum" starkgemacht habe. Unverständlich bleibe, warum Lind "den Irrweg in die Nationalkirche" gegangen sei.
Das Leben des begabten Theologen Lind entbehre nicht einer gewissen Tragik, merkte der evangelische Bildungsdezernent Michael Gärtner an. Zu dessen Profil gehöre aber auch, dass die Freundschaft zu Albert Schweitzer nach 1945 erhalten blieb und in zahlreichen Schriften Niederschlag gefunden habe, schreibt Kirchenpräsident Christian Schad in einem Geleitwort zum Buch. Lind unterstützte die Arbeit Schweitzers in dessen Urwaldhospital in Lambaréné im afrikanischen Gabun.