Die Kirche muss die gesellschaftlichen Aufgaben lösen, die die Zeit an sie stellt. Albert Schweitzer stammte aus einem Pfarrhaushalt. Er veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften in zahlreichen und vielbeachteten Werken. Als Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Strassburg von 1902 bis 1912, wo er den Lehrstuhl Neues Testament innehat, ist er am Entstehen der Strömung der "konsequenten Eschatologie" beteiligt, die die Ursprünge des Christentums betrifft. Es geht ihm nicht darum "Jesus zu modernisieren, indem man in seiner Botschaft das, was durch die Zeit bestimmt ist, reduziert oder es reinterpretiert". Stattdessen sollen wir die "großen zivilisatorischen Aufgaben, die der Religion zufallen", erfüllen. Diesem Leitsatz folgend gründete Schweitzer 1913 ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. 1917 inhaftierten die französischen Kolonialherren ihn und seine Frau nahe Bordeaux. Dort arbeitete Schweitzer an seiner Ethik und es entstand der zentrale Satz: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." 1918 kehrten er und seine Frau ins Elsass zurück. In seiner Rede zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes 1932 in Frankfurt am Main warnte Schweitzer vor den Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus. 1952 erhielt Schweitzer den Friedensnobelpreis, den er 1954 entgegennahm.
Schweitzer steht für einen pragmatischen Protestantismus. Das nahe Kommen des Reiches Gottes (Parusie) dient ihm als Schlüssel, um die Rätsel des Denkens Jesu zu lösen. Jesu Botschaft ist für ihn universell und fordert uns auf zu handeln, um zu "Kindern des Gottesreiches" zu werden.
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