Kirchen einig bei Flüchtlingen, gespalten bei "Ehe für alle"

Kirchen einig bei Flüchtlingen, gespalten bei "Ehe für alle"
Spitzenvertreter von evangelischer und katholischer Kirche haben ihre gemeinsame Position zum Umgang mit Flüchtlingen betont. In der Diskussion um die "Ehe für alle" gibt es dem katholischen Magdeburger Bischof Gerhard Feige zufolge jedoch unterschiedliche ethische Positionen. Deshalb sei es wichtig, darüber weiter im Gespräch zu bleiben, sagte der Vorsitzende der Ökumenekommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Freitag zum Abschluss einer Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing bei München.

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Karl-Hinrich Manzke betonte, dass es trotz einiger unterschiedlicher Auffassungen keinen Grund gebe, warum die Kirchen nicht mit einer Stimme sprechen sollten. Während in vielen evangelischen Landeskirchen seit mehreren Jahren homosexuelle Paare gesegnet werden und ihre Verbindung der Ehe zwischen Mann und Frau inzwischen weitgehend gleichgestellt ist, lehnt die katholische Kirche Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ab.

Wie die katholische Theologin Katharina Klöcker von der Ruhr-Universität Bochum sagte, sind die ethischen Positionen der beiden Kirchen in Bezug auf Flüchtlinge deckungsgleich. Ausgehend vom christlichen Begriff der Würde des Menschen und der Verpflichtung Fremde aufzunehmen, hätten die Kirchen in den vergangenen Jahren in "ökumenischer Einmütigkeit" agiert.


Der evangelische Theologe Roger Mielke sagte, die Linie einer Willkommenskultur sei jedoch innerhalb der Kirche auch auf entschiedenen Widerstand von Gemeindemitgliedern gestoßen, die eine Gefährdung der Sicherheitslage und eine Benachteiligung von anderen bedürftigen Bevölkerungsgruppen befürchteten. Bei der Gewährung von Kirchenasyl wiederum hätten sich einzelne Gemeinden bewusst über Regelungen hinweggesetzt, die zwischen Staat und Kirchenleitung vereinbart waren.

Bischof Feige sagte, dass sich die Kirche nicht für Asylbewerber eingesetzt habe, weil sie auf gesellschaftliche Anerkennung aus war, sondern weil sie von ihrem biblischen Auftrag her den geflüchteten Menschen beistehen wollte. Biblische Impulse könnten auch "sperrig und provozierend" sein.