Freiburg, Berlin (epd). Der Politiker Gregor Gysi (Linke) hat die Bedeutung des Christentums für die Geschichte und Kultur Europas hervorgehoben. Der Religionsstifter Jesus fasziniere schon deshalb, „weil über 2000 Jahre nach seiner Geburt und fast 2000 Jahre nach seinem Kreuztod noch immer unglaublich viele Menschen gerade an ihn glauben, der ihnen Kraft, Trost, Hoffnung und sicher auch Inspiration schenkt“, heißt es in einem Gastbeitrag des 77-Jährigen für das Themenheft der „Herder Korrespondenz“ (Spezial-Ausgabe „Jesus gegen Christus. Neues vom Menschen aus Nazareth“).
Gysi würdigte insbesondere die sozialrevolutionären Elemente in den Lehren Jesu. Religion sei auch für die politische Linke von Bedeutung, weil sie moralische Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit bewahre, fügte Gysi hinzu: „Ohne Religion hätten wir keine herrschende Moral.“ Andere könnten moralische Regeln aufstellen, aber sie hätten nicht die Kraft, für ihre Allgemeinverbindlichkeit zu sorgen. Was Jesus zudem attraktiv mache, sei seine Gewaltlosigkeit.
„Ich bin nicht religiös. Das hat einfach mit meiner Herkunft aus einem kommunistischen Elternhaus zu tun“, bekannte Gysi: „Wäre meine Sozialisation eine andere, hätte ich vielleicht auch einen religiösen Glauben. Aber das ist kein Hinderungsgrund, sich mit Religionen und insbesondere dem Christentum auseinanderzusetzen.“ Das gebiete schon die Toleranz. Arroganz verbiete sich schon deshalb, weil „unsere Kultur ganz offensichtlich durch das Christentum geprägt worden ist“.