Nach anfänglicher Kritik unterstütze die Landeskirche das Vorhaben, und er werde zunehmend als Berater angefragt, sagte Hiddemann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. Die Rechtspopulisten blieben aber gefährlich, weil ihre antidemokratischen Einstellungen die Gesellschaft bedrohten. Die öffentliche Debatte mit AfD-Vertretern sei dennoch eine Chance, "an die Leute heranzukommen, die sonst im Hintergrund durch Nichtachtung, stummen Protest und Nichtbeteiligung die Substanz unseres politischen Systems aushöhlen", sagte Hiddemann.
Bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ruft das Geraer Engagement gemischte Reaktionen hervor. Sie finde das Projekt sehr gut, gewagt und umstritten, sagte Landesbischöfin Ilse Junkermann dem epd. Die Besucher der Podiumsdiskussionen könnten sich selbst eine Meinung bilden, wie inhaltlich belastbar die Aussagen sind, oder ob es nur darum geht, Stimmung zu machen. Für sich selbst schloss sie eine Teilnahme indes aus: "Ich sehe die Gefahr, dass mein Amt missbraucht wird", sagte Junkermann.
Ähnlich äußerte sich der Beauftragte bei Landesregierung und Landtag, Christhard Wagner. Auf die Frage: "Sollten wir mit Rechtspopulisten reden?", antwortet er in der EKM-Handreichung zum Umgang mit Rechten in den Gemeinden: "Unbedingt! Am Arbeitsplatz. Am Küchentisch. In der Kirchgemeinde", so der Oberkirchenrat. "Aber Rechtspopulisten eine Bühne bieten? Ihnen öffentlich Aufmerksamkeit verschaffen, Seriosität und Legitimation? Nein, Nein und nochmals Nein!", heißt es in der Handreichung.
In den kommenden Monaten will die Akademie mit Rücksicht auf die bevorstehenden Europa-, Kommunal- und Landtagswahlen auf öffentliche Debatten mit der AfD verzichten. Ein aktueller Schwerpunkt sei für sie das Thema Migration. Dazu zählten "Fremden-Führungen", politische Stadtrundgänge auf verschiedenen Routen zur Geschichte und Gegenwart zugewanderter Menschen in der ostthüringischen Stadt, erklärte Hiddemann.
Träger der vor einem Jahr wiederbelebten Ökumenische Akademie sind die Diako Thüringen gGmbH, die Evangelische Erwachsenenbildung Thüringen, die Kirchenkreise Altenburger Land und Gera sowie das Dekanat Gera der katholischen Kirche. Ziel sei es, Menschen, die sich aus der offenen Gesellschaft zurückzögen, wieder zu integrieren. Zudem sollen die verbindenden Kräfte in der Gesellschaft gestärkt und Flüchtlinge integriert werden, umschreibt die Akademie ihr Selbstverständnis.