Ein neuer Bischof und drei letzte Bischofsberichte

Tilman Jeremias neuer Bischof für Mecklenburg-Vorpommern
© epd-bild/Daniel Vogel
Der 52-Jährige Tilman Jeremias erhielt im ersten Wahlgang die exakt die erforderlichen 79 Stimmen der Landessynode.
Ein neuer Bischof und drei letzte Bischofsberichte
Dreitägige Nordkirchen-Landessynode in Rostock-Warnemünde und Greifswald beendet
Die Landessynode der evangelischen Nordkirche hat auf ihrer jüngsten Sitzung in Rostock-Warnemünde und Greifswald wichtige Entscheidungen für die Zukunft getroffen. Sie wählte den Mecklenburger Ökumene-Pastor Tilman Jeremias (52) zum neuen Bischof im Sprengel (Bischofsbezirk) Mecklenburg und Pommern. Er tritt im Oktober die Nachfolge von Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) und Andreas von Maltzahn (Schwerin) an.
03.03.2019
epd
Anne-Dorle Hoffgaard und Nicole Kiesewetter

Abromeit, Maltzahn und der ebenfalls scheidende Landesbischof Gerhard Ulrich gaben ihre letzten Berichte vor dem Kirchenparlament. Beschlossen wurden mehrere Gesetze, darunter eins gegen den drohenden Pastorenmangel. Ein neuer Ausschuss soll dafür sorgen, dass junge Menschen bei Entscheidungen, die sie betreffen, künftig stärker einbezogen werden. Die Synode ging am Sonnabend nach drei Tagen zu Ende.

Tilman Jeremias war am Freitag im Greifswalder Dom zum neuen Bischof in MV gewählt worden. Er erhielt im ersten Wahlgang exakt die mindestens erforderlichen 79 Stimmen. Sein Gegenkandidat, der Dresdner Superintendent Christian Behr (58), bekam 64 Stimmen. 150 der 156 Synodalen hatten an der Abstimmung teilgenommen. Sieben enthielten sich.

Als Bischof wolle er zum weiteren Zusammenwachsen der beiden Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beitragen, gleichzeitig die "Stimme des Ostens" innerhalb der Nordkirche sein, sagte Jeremias. Die Reduzierung der Bischofssitze im Sprengel Mecklenburg und Pommern war bei Gründung der Nordkirche 2012 festgelegt worden. Bischofssitz ist Greifswald, Predigtstelle des künftigen Bischofs ist der Greifswalder Dom. Dort wird Jeremias auch am 31. Oktober in sein Amt eingeführt.

Gesetz soll "weiße Flecken" verhindern

Landesbischof Gerhard Ulrich (67) rief die Nordkirche zum Ende seiner Amtszeit dazu auf, mit jenen Menschen im Dialog zu bleiben, "die nicht zu uns gehören". Kirche solle an fremde Orte gehen, "auf Marktplätze, in Fabrikhallen, in Theater, Kinos und Messehallen". Außerdem rief er die Nordkirche auf, weiterhin "Unrecht aufzuarbeiten und sich somit der Schuld zu stellen". Ulrich tritt Ende März in den Ruhestand. Am 9. März wird er in Schwerin feierlich verabschiedet. Seine Nachfolgerin wird ab April Kristina Kühnbaum-Schmidt (54). Sie wurde am Sonntag mit einem Gottesdienst und einem Empfang in der Stadtkirche Meiningen als Thüringer Regionalbischöfin verabschiedet.

Andreas von Maltzahn (57) und Hans-Jürgen Abromeit (64) ermunterten in ihren letzten Reden vor der Landessynode zu christlichem Engagement im Gemeinwesen. Der öffentliche Raum könne noch mutiger bespielt werden, sagte Maltzahn. Abromeit sagte, Relevanz hänge nicht von Zahlen ab.

Zugleich bezeichnete Abromeit die kleiner werdenden Kirchenmitgliederzahlen in Pommern als schmerzlich und dramatisch. Die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder in Pommern sank zwischen 2001 und 2017 um etwa ein Drittel von fast 110.500 auf rund 79.600.

Andreas von Maltzahn äußerte den Wunsch, dass auf allen Ebenen der Kirche eine missionarische Grundorientierung wiedergewonnen wird. Dabei verbiete sich jedoch jede Form von Vereinnahmung oder gar Überwältigung. Entscheidend für das Kirche-Sein bleibe die Frage, "ob und wie wir mit den Armen leben". Die Kirche wolle auch angesichts des demografischen Wandels in der Fläche präsent sein.

Ein neues Gesetz soll "weiße Flecken" bei der flächendeckenden Pfarrstellenversorgung in der Nordkirche verhindern. Den Kirchenkreisen, Hauptbereichen und der landeskirchlichen Ebene werden darin eine bestimmte Zahl von Planstellen zugewiesen. Sie dürfen künftig Pfarrstellen nur dann ausschreiben und besetzen, wenn sie besonders viele Pastoren durch Eintritt in den Ruhestand verlieren. Hintergrund ist die allgemeine demografische Entwicklung: Die Nordkirche rechnet damit, dass von den rund 1.700 Pastorinnen und Pastoren bis zum Jahr 2030 etwa 900 in den Ruhestand treten, aber im Gegenzug nur 300 neu eingestellt werden.

Die Nordkirche war Pfingsten 2012 durch Fusion der einstigen Landeskirchen von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern entstanden. Sie hat heute rund zwei Millionen Gemeindeglieder und umfasst die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Gegliedert ist sie in drei Sprengel, 13 Kirchenkreise und 987 Kirchengemeinden mit ihren 1.900 Kirchen. 

Das Bischofsamt wird derzeit gemeinsam von Landesbischof Gerhard Ulrich und den Bischöfen Gothard Magaard (Schleswig), Kirsten Fehrs (Hamburg+Lübeck), Andreas von Maltzahn und Hans-Jürgen Abromeit wahrgenommen. Abromeit und Maltzahn haben während ihrer Amtszeit in der Nordkirche den Sprengel Mecklenburg und Pommern gemeinsam geleitet. Zu diesem Sprengel gehören zwei Kirchenkreise mit insgesamt knapp 247.000 Christen. Maltzahn wird ab Mai Studienleiter im Predigerseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Abromeits Bischofszeit endet im September. Einige Monate später geht er in den Ruhestand.