Nach ihrer Ankunft in Windhuk sprach Bauer am Mittwoch vom Start einer "Namibia-Initiative" ihres Landes, die einen intensiven Dialog und neue Partnerschaften mit den Herkunftsgesellschaften beinhalte. Die in Nama-Sprache verfasste und mit handschriftlichen Anmerkungen versehene Familienbibel Witboois wurde seit über hundert Jahren im Stuttgarter Linden-Museum aufbewahrt. Witbooi (um 1830-1905), der seinerzeit den Aufstand der Nama gegen die deutschen Besatzer anführte, gilt heute als ein Nationalheld in Namibia.
Im Rahmen der "Namibia-Initiative" seien mehrere wissenschaftliche und kulturelle Kooperationsprojekte geplant, an denen Museen, Hochschulen und Archive in den beiden Ländern beteiligt seien, erklärte das Stuttgarter Ministerium. Dabei solle es um die historische Aufarbeitung des Kolonialismus und die Vermittlung im Schulunterricht gehen, den Umgang mit musealen Sammlungsgegenständen, die Kolonialzeit in der Literatur sowie um zeitgenössische künstlerische Perspektiven auf das koloniale Erbe.
Dafür stellt Baden-Württemberg nach eigenen Angaben in einem ersten Schritt 1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Partner der "Namibia-Initiative" sind das Linden-Museum in Stuttgart, das Landesarchiv Baden-Württemberg, die Universität Tübingen, die Universität Freiburg sowie die Pädagogische Hochschule Freiburg, das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Akademie Schloss Solitude. Auf namibischer Seite sind die Universität von Namibia, das Nationalmuseum, das Nationalarchiv, die wissenschaftliche Gesellschaft, die Museums Association of Namibia, Heritage Watch sowie Vertreter der Herkunftsgesellschaften Nama und Herero dabei.
Die Rückgabe der Witbooi-Bibel ist deutschlandweit eine der ersten bedeutenden Restitutionen aus der Kolonialzeit nach Afrika. Die Übergabe-Zeremonie in Gibeon im Süden Namibias wird von Nachfahren Witboois mitgestaltet. Sie hatten einer Rückgabe an die namibische Regierung zugestimmt. Die Vereinigung der Nama-Stammesältesten (NTLA) kritisiert indes die Restitution an die Regierung und beansprucht die Gegenstände für die Volksgruppe der Nama. Die Bibel soll vorerst ins Nationalarchiv, die Peitsche ins Nationalmuseum von Windhuk gebracht werden.