Die Angehörigen des Volkes Nama hatten die für den 1. März geplante Übergabe der geraubten Familienbibel und der Viehpeitsche des namibischen Nationalhelden Hendrik Witbooi (1834-1905) an die namibische Regierung verhindern wollen.
Es sei weder dargelegt noch ersichtlich, in welchen sich aus der baden-württembergischen Landesverfassung ergebenen Rechten die Stammesältesten durch die bevorstehende Rückgabe verletzt sein sollten, teilte das Gericht mit. Es spreche viel dafür, dass es sich um einen Rechtsstreit handle, der innerhalb Namibias zu klären sein dürfte. Die Stammesältesten hatten den Erlass einer einstweiligen Anordnung beantragt, weil sie der Ansicht sind, dass die Objekte ihrem Volk zustünden. Zudem fühlten sie sich bei den Verhandlungen der namibischen Regierung mit Deutschland nicht ausreichend eingebunden.
Bibel und Viehpeitsche waren im Jahr 1902 als Schenkung ins Stuttgarter Linden-Museum gelangt. Namibia war von 1884 bis 1915 als Deutsch-Südwestafrika deutsche Kolonie. Hendrik Witbooi war während der deutschen Kolonialzeit "Kaptein" und einer der wichtigsten Anführer der Nama-Gruppen. Die Familienbibel war sehr wahrscheinlich im Jahr 1893 bei einem Angriff auf den Hauptsitz Witboois von deutschen Kolonialtruppen erbeutet worden. Bei dem Angriff gingen die Kolonialtruppen mit größter Brutalität vor, auch viele Frauen und Kinder wurden getötet.
Nach Angaben des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums hatten Vertreter der Familie Witbooi bei Gesprächen ausdrücklich erklärt, dass sie angesichts der nationalen Bedeutung ihres Vorfahrens mit einer Abgabe der Objekte in staatliche Obhut einverstanden seien. Innerhalb der Nama gebe es offenbar unterschiedliche Positionen zu der Frage, ob die Objekte an die Regierung übergeben werden sollten, hieß es. Seit 2013 hatte Namibia um die Rückgabe des in der Nama-Sprache verfassten Neuen Testamentes gebeten.